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Zahl der Betreuten "von Amts wegen" nimmt zu

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In den vergangenen Jahren gehörte auch die Unterstützung von psychisch Kranken oder körperlich Behinderten durch (von einem Amtsrichter bestellte) Betreuer zu den Aufgaben des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) in Remscheid. Nachdem von den drei angestellten Betreuer/innen Stefan Baake, Anja Schreiner und Ingrid Keil die beiden Frauen die Kündigung erhalten hatten, weil sich der SkF aus diesem Aufgabenbereich vollständig zurückziehen wollte, gelang es allen dreien, unter das Dach des der AWO Kreisverband Mettmann e.V. zu schlüpfen. Und gestern nun wurden im Hause Alleestraße 116 (Eingang Martin-Luther-Straße) die neuen Räume des zum 1. Januar in Kooperation mit dem AWO-Kreisverbandes Remscheid eingerichteten „AWO-Betreuungsvereins“ (Tel. RS 6080165) eingeweiht.

„Neuer Aufgaben für neue Räume“, freute sich Hans-Anton Fliegauf, der Vorsitzende des AWO Kreisverbandes Mettmann e.V., und Geschäftsführer Rainer Bannert, der in dieser Funktion auch für die AWO Remscheid zuständig ist. Bannert: „Allein die Remscheider AWO hat rund 400 Mitglieder, die meisten davon in höherem Alter.“ Da passe das neue Betreuungsangebot gut zum Konzept der AWO, betonte Anton Fliegauf. Die drei Vereinsbetreuer erfüllen bei der AWO die gleichen Aufgaben wie bislang bei der SkF: Auf der Basis des Betreuungsgesetzes (vormals Vormundschaftsgesetz) und im Rahmen der gerichtlich bestimmten Aufgaben übernehmen sie „die rechtliche Besorgung der Angelegenheiten“ der ihnen anvertrauen Menschen, die dazu aus unterschiedlichen Gründen selbst nicht in der Lage sind.

Dabei kann es sich um einen bettlägerigen 95-Jährigen handeln, der noch in der eigenen Wohnung versorgt wird, aber auch um einen 19-Jährigen., der als Erwachsener nicht mehr der Erziehungshilfe unterliegt, aber sein Leben selbständig nicht auf die Reihe bringt, etwa, weil binnen eines Jahres nach Vollendung der 18. Lebensjahres „die Alleestraße rauf und runter“ durch Einkäufe einen Schuldenberg von 10.000 Euro angehäuft hat. Insgesamt sind es rund 100 Bürger/innen, die der AWO-Betreuungsverein unter seine Fittiche genommen hat. Nicht immer eine leichte Aufgabe, wie man sich denken kann. Denn die Zahl der Stunden, die für einen Betreuten pro Monat aufgebracht werden darf, bezahlt von der Landesjustizkasse, ist beschränkt. Für einen mittellosen Betreuten, der noch in der eigenen Wohnung lebt, sind maximal 3,5 Stunden zulässig, im Heim zwei Stunden, Für einen vermögenden Betreuten liegt der monatliche Stundensatz bei 4,5 bzw. 2,5 Stunden. Woraus sich der Unterschied ergibt, weiß Stefan Baake: „Wenn auch die Regelung von Vermögensangelegenheiten zur Betreuung gehört, ist das meist zeitaufwendiger!“

Zu den weiteren Aufgaben es Betreuungsvereins gehört die Beratung ehrenamtlicher Betreuer, die Information oder Vorsorgevollmachten und die Beratung von ehrenamtlichen Bevollmächtigten. Tendenz steigend. Das bestätigte gestern auch Sozialdezernent Thomas Neuhaus. Die Zahl neuer Betreuungsfälle sei in den vergangenen vier Jahren  von 231 auf 517 gestiegen. Insgesamt schätzt Stefan Baake die Zahl der Menschen, die in Remscheid unter Betreuung stehen, auf 2.500 bis 3.000. „Ein Richtwert ist hier 1,5 bis zwei Prozent der Bevölkerung!“ – „Betreuung statt Entmündigung“, darauf legte Neuhaus wert und verwies auf die geänderte Rechtslage. „Hilfe für Hilfsbedürftige, daran beteiligt sich die AWO ihrem Credo entsprechend gerne“, betonte Lothar Krebs, der Vorsitzende des AWO-Kreisverbandes Remscheid.


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