Vier gecharterte Omnibusse standen gestern Mittag um 12 Uhr am Hauptbahnhof Remscheid bereit, um etwa 100 Anhänger des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan nach Deutz zur zu bringen. Auf dem Volksfestplatz an der Deutzer Werft soll die genehmigte Pro-Erdogan-Demo um 15 Uhr beginnen. Dazu erwartet die Polizei bis zu 30.000 Teilnehmer. Angemeldet wurde die Kundgebung vom Verein UETD, der Union Europäisch-Türkischer Demokraten e.V. Der Verein gilt als Lobbyorganisation von Erdogans religiös-konservativer Partei AKP. Der Generalsekretär der UETD, Bülent Bilgi, hatte im Vorfeld betont, die Veranstaltung diene der Harmonie in der türkischen Community.
Angemeldet wurden auch vier Gegendemonstrationen, die größte von mehreren Parteijugendorganisationen (u.a. Jusos, Grüne Jugend, Linksjugend); sie wählten das Motto "Erdowahn stoppen". Für die übrigen drei Gegen-Demos zeichnen die Initiative "Köln gegen Rechts", eine Gruppe namens "Internationale Krefelder" sowie die rechtsextreme Partei Pro NRW verantwortlich. 2.700 Polizisten sollen dafür sorgen, dass alle Kundgebungen möglichst friedlich verlaufen.
Unter den Remscheider Demonstranten, die am Mittag auf die Abfahrt der Busse warteten, waren auch einige Jugendliche, die sich in türkische Fahnen gehüllt hatten. Überbleibsel der Fußball-Europameisterschaft?
Waterbölles: Wo mögen diese Jugendliche ihre Zukunft sehen? Hier in Remscheid, wo sie zur Schule gehen, oder im Heimatland ihrer Eltern, das sie im Wesentlichen nur aus deren Schilderungen kennen dürften? Die Erdogane dieser Welt kommen - und gehen. Demokraten werden anfügen: "Hoffentlich!" Für ihre Zukunft sind die Jugendlichen aber selbst verantwortlich. Und deren Eltern!