Für ein friedliches Aus aktuellem Anlass hatte Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz seine gestrige Laudatio auf die fünf neuen Träger der Remscheider Bürgermedaille um den Hinweis ergänzt, am 3. Oktober werde nicht nur der Tag der deutschen Einheit gefeiert, sondern auch der Tag der offenen Moschee begangen. Islamische Gemeinden laden dazu ein, Moscheen zu besichtigen, sich auszutauschen, einander kennenzulernen. Ich möchte Sie ebenfalls dazu einladen, die eine oder andere Gemeinde zu besuchen. Man würde sich dort sehr freuen. Wie wichtig dies ist, zeigt ein aktuelles Ereignis (vom Sonntag). Bei einem Fest der Diyanet-Gemeinde wurden zwei Frauen durch eine Pistolenkugel leichtverletzt. Diese wurde - so die erste Einschätzung der Polizei - mehrere hundert Meter entfernt ungezielt abgeschossen. Das Projektil ist dann der Schwerkraft folgend per Zufall auf das Gelände der Diyanet-Moschee gefallen. Es war aus Sicht der Polizei kein gezielter Angriff, sondern eine Verkettung unglücklicher Abläufe. Ich war vor Ort und habe mit vielen gesprochen, auch mit den beiden Frauen, die zum Glück nur Prellungen erlitten hatten. Die Beunruhigung war dennoch sehr groß. Das offenbar mit einer scharfen" Waffe hantiert wurde, kann ich nur verurteilen. Es ist Aufgabe der Polizei nun die genauen Abläufe zu ermitteln. Noch angespannter sind die Beiträge in den sozialen Medien. Aus ihnen wird Angst und Wut deutlich, man erinnert an aktuelle Übergriffe wie gerade erst in Dresden. Die Tatsache, dass jetzt diverse Gruppierungen in den soziale Netzen versuchen, das Geschehene für ihre Zwecke verbal zu missbrauchen, und Dinge hineindichten, die nicht der Realität entsprechen, zeigt, wie groß Angst und Verunsicherung sind. Hier sind wir alle gefordert, immer wieder in den Dialog zu treten und einander mit Offenheit zu begegnen. Wir stehen alle miteinander in der Verantwortung, weiterhin für ein friedliches Miteinander aller Religionen in unserer Stadt zu sorgen, Christen wie Muslime, Juden wie Atheisten. |
Im Rahmen des Festakts erhielten Gerda Spaan, Ramazan Dalgali, Horst Kläuser, Wilfried Milz und Karl-Richard Ponsar die Bürgermedaillen der Stadt. Mut braucht Mutmacher, sagte Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz am Ende seiner Rede zum Tag der Deutschen Einheit und stellte den Zuhörern die fünf Remscheider vor, deren großes Engagement beispielhaft für unsere Stadt sei, wie er betonte. Deshalb habe der Rat beschlossen, sie mit der Bürgermedaille auszuzeichnen.
- Gerda Spaan. Der OB: Frau Spaan kennt vieles, nur nicht die Uhr. Und das sage ich voller Respekt. Wenn es um Kinder, deren Betreuung in unseren Grundschulen geht, um gute Ernährung und um die Unterstützung von den Kindern, deren Familien in prekären Verhältnissen leben, wenn die Schulsozialarbeit an unseren Schulen mal wieder auf der Kippe steht, dann war und ist Gerda Spaan da. Dann ruft sie an, dann bleibt sie dran. Dann kennt sie keinen Samstag und notfalls auch keinen Sonntag. Remscheid ist stolz darauf, für mehr als jedes zweite Kind einen Betreuungsplatz an allen Grundschulen anbieten zu können. Ein großer Erfolg, der ohne Gerda Spaan nicht denkbar gewesen wäre. Viele Jahre hat sie sich ehrenamtlich um die Betreuung der Grundschulkinder gekümmert, den Verein die Verlässliche gegründet und aufgebaut. Heute ist dieser Verein ein mittelständisches Unternehmen mit vielen Beschäftigten. Der Name des Vereins passt zu Frau Spaan. Sie ist eine engagierte, notfalls sehr streitbare, sehr verlässliche Kämpferin für die Kinder in unserer Stadt. Liebe Frau Spaan, dafür herzlichen Dank vom Rat, von der Verwaltung und und da spreche ich mit Sicherheit für viele von den Kindern und Eltern in unserer Stadt.
- Ramazan Dalgali. Der OB: Herr Dalgali steht aus meiner Sicht und der des Rates für mehrerlei. Er ist ein Beispiel für eine spannende und gelungene Integrationsbiografie. Als junger Mann nach Deutschland gekommen, gearbeitet, studiert, hat er dann viele Jahre bei der AWO und beim Stadtteil e.V. als Stadtteilsozialarbeiter gearbeitet. Er war der Ansprechpartner für viele Menschen, die ihre Wurzeln in der Türkei haben, bot Alphabetisierungs- und Sprachkurse an, rief Frauengruppen ins Leben und, und, und. Und als er in den Ruhestand ging, hörte er nicht auf, sondern betätigte sich weiterhin ehrenamtlich, arbeitet an verantwortlicher Stelle im Türkischen Senioren-Solidaritätsverein mit. Sein besonderes Engagement galt immer der Freundschaft zwischen seiner Geburtsstadt Kırşehir und Remscheid. Er war der Motor für die im vergangenen Jahr unterzeichnete Partnerschaft zwischen beiden Städten. Lieber Ramazan, wir sind dir als Mutmacher für ein gutes Miteinander aller Menschen mit ihrer unterschiedlichen Herkunft in unserer Stadt sehr dankbar. Dafür zeichnet dich die Stadt zu Recht aus.
- Horst Kläuser. Der OB: Korst Kläuser nicht zu kennen, geht eigentlich nicht. Seine Stimme kennt jeder. Lieber Horst, ich habe eine wunderbare Erinnerung an meine erste Begegnung mit dir. Im Jahr 2002 stand unsere Partnerstadt Pirna nach Hochwasser und Deichbrüchen fürchterlich unter Wasser. Du hast innerhalb weniger Tage eine riesige Spenden-Gala im Alleecenter organisiert und moderiert. Es sind damals mehr als 200.000 zusammengekommen. Und am Ende und daran erinnere ich mich so gerne hast du per Playback Frank Sinatras My Way gesungen. Ein grandioser Auftritt, ein grandioses Engagement. Und dieses Engagement für die Menschen in unserer Stadt zeichnet dich aus und ist der Grund für die heutige Auszeichnung. Du hast für die Tsunamiopfer 2004 Gelder eingeworben, für das Christliche Hospiz, für die zu uns gekommenen Flüchtlinge. Du hast zu diesen Veranstaltungen eingeladen, warst und bist ein Mutmacher. Und wenn man dich bittet, eine Veranstaltung für einen karitativen Zweck zu moderieren, bist du da. Deine Stimme, deine Rhetorik sind deine Mittel, dein Geschenk an die Stadt. Gibt es noch einen Remscheider oder eine Remscheidern, die dich noch nicht bei Kall Nit-Talk gesehen und erlebt hat? Nein. Du bist ein Remscheider Jung, hier hast du deine Wurzeln, für diese Stadt setzt du dich ein. Und für dieses beispielhafte Engagement als äußeres Zeichen tiefer Dankbarkeit darf ich dich jetzt auszeichnen.
- Wilfried Milz. Der OB: Ein selbständiger Unternehmer entscheidet sich in einem Alter, in dem andere schon längst im Ruhestand sind, die Geschicke seines Unternehmens in die Hände seiner Tochter zu geben. So weit, so gut. Eigentlich reichen vier Enkelkinder mehr als aus, um dann keine Langeweile aufkommen zu lassen. Nicht so Herr Milz. Nicht, dass er nicht schon vorher ehrenamtlich engagiert war. Nicht nur in der IHK. Seine politische Heimat ist seit mehr als sechs Jahrzehnten die CDU. Bis heute ist er Mitglied im Stadtbezirksverband der CDU West und engagiert sich für die Belange seiner Heimatstadt. Im Westhauser Bescherungsverein übernimmt er erst seit 50 Jahren Verantwortung. Herr Milz, Sie sind ein Beispiel für Verlässlichkeit und Kontinuität. Als würde das noch nicht reichen, ist er engagiertes Mitglied der Remscheider Orchesterfreunde und Pate für einen Musiker. Und wer jetzt glaubt, dass nun wirklich Schluss ist: weit gefehlt. In der Bürgerstiftung Remscheid ist er ebenfalls seit 2002 aktiv. Lieber Herr Milz, ich verrate dem Publikum nicht ihr Alter. Es tut auch offenbar nichts zur Sache, weil Sie sich immer weiter für unsere Stadt einsetzen. Ich freue mich sehr, Ihnen die Bürgermedaille überreichen zu dürfen.
- Karl-Richard Ponsar. Der OB: Lieber Karl-Richard Ponsar, was wäre der Kinderschutzbund ohne dich, was wären viele Kinder in unserer Stadt ohne dich. Du bist seit vielen Jahren Vorsitzender. Deine Intention: wir müssen uns gerade um die Kinder und Familien kümmern, die nicht auf der Sonnenseite stehen, die Hilfe benötigen. Der Kinderschutzbund steht für Kleiderläden, für das Kinder- und Jugendtelefon, die Schatzkiste, das Ganztagsbetreuungsangebot an der Karl-Kind-Schule und vieles mehr. Flüchtlingsfamilien, die in der Innenstadt leben, finden bei euch Unterstützung und Rat. Mamma Mia ist ein besonders wichtiges Angebot für junge Mütter, die sich ebenfalls an der Elberfelder Straße treffen können und dort Hilfe und Beratung erhalten. Karl-Richard, hinter diesem Angebot stehen viele Menschen, auch und gerade viele Ehrenamtliche. Und dahinter steckst du als unermüdlicher Kämpfer. Und im Jugendhilfeausschuss setzt du dich als Mahner engagiert für die Belange von Kindern und Familien ein, die unsere besondere Aufmerksamkeit und Unterstützung brauchen. Wir sind dir alle zu großem Dank verpflichtet.
Alle fünf Mutmacher hätten die Auszeichnung, die ihnen der Rat verliehen habe, in besonderem Maße verdient, betonte der Obernbürgermeister abschließend. Sie stehen aber auch für viele andere, die sich in Vereinen und anderen Organisationen tagtäglich ehrenamtlich engagieren. All diesen Menschen sind wir zu großem Dank verpflichtet und können stolz auf sie sein!