Werner Grimm (54) hat im Remscheider Rathaus eine schwierige Aufgabe übernommen. Er soll bis Mitte 2017 200 neue Kita-Plätze schaffen und für 2018 weitere 500. Insgesamt also 700 Plätze, den Bedarfen entsprechen verteilt auf die einzelnen Stadtteile. Dass 20 neue Plätze jetzt bereits verwirklicht werden (durch die Erweiterung der Kita Zaunkönig in Bergisch Born), berichtete der Betriebswirt, der nach Malerlehre und zwölf Jahren Bundeswehr, Ausbildung zum Bürokaufmann und Fachhochschule im September 1997 in den gehobenen nichttechnischer Dienst der Stadt Remscheid eintrat, am Mittwoch im Jugendhilfeausschuss. Ihm gehe der Ruf voraus, ein furchtloser Verwaltungsmann mit Biss zu sein, bescheinigte ihm David Schichel von den Grünen. Und wie er wünschten auch Sprecher der anderen Fraktionen dem Remscheider, der im tiefen Morsbachtal aufwuchs und heute mit seiner Frau in Radevormwald lebt (die beiden Kinder sind inzwischen erwachsen), viel Erfolg im neuen Amt.
In der Stadtverwaltung hat Werner Grimm schon mancherlei Aufgaben übernommen. Im Sozialamt (Refinanzierung, wirtschaftliche Sozialhilfe), bei der Volkshochschule (drei Jahre Verwaltungsleiter) und im Jobcenter (die vergangenen elf Jahre als Fallmanager U25, Ü25, zuletzt im Projekt Step by Step). Nun also stehen 680 neue Kita-Plätze an. Nur - wo? Werner Grimm im Jugendhilfeausschuss: Remscheid hat ein Problem: Es mangelt an freien Grundstücken! Ob er das zeitlich hingekommen werde, wird er am Mittwoch gefragt. Antwort: Das Umwelt- und das Baurecht kann ich nicht ändern. Aber ich bin überzeugt, dass wir das letztlich schaffen werden. Nur - versprechen kann ich nichts! Das ist das Top-Projekt im Dezernat 2, antwortete Sozialdezernent Thomas Neuhaus auf den zarten Wink von Thea Jüttner (CDU) mit dem Zaunpfahl, dass er als Beigeordneter hierbei auch im Fokus der Politik stehe, und nicht nur Werner Grimm, der in Radevormwald für die CDU als Sachkundiger Bürger bisher dem Sozialausschuss angehörte und künftig dem Jugendhilfeausschuss.
Am 1. September trat Werner Grimm die Stelle des Kita-Koordinators im Dezernat von Neuhaus an, die auf zwei Jahre befristet ist. Bei gegenwärtig 3.330 Plätzen in 59 Einrichtungen mit 171 Gruppen. Bedeuten 700 zusätzliche Plätze eine Erweiterung von mehr als einem Fünftel! Das ist kein Tagesgeschäft. Auf die Plätze besteht ein Rechtsanspruch. Das Urteil des BGH in der vergangenen Woche hat das nochmals hervorgehoben, sagte Grimm im Jugendhilfeausschuss. Derzeit arbeite er das Interessenbekundungsverfahren ab, d.h. spreche mit den elf potentiellen Trägern, die sich gemeldet hatten. Angestrebt sei eine möglichst bunte Mischung freier Träger und wichtig! , dass sie auch ihren vom Gesetzgeber vorgesehenen Eigenanteil finanzieren könnten. Parallel dazu fänden Gespräche mit potentiellen Investoren und Grundstückseigentümern statt. Mal gehe es um die Erweiterung einer bestehenden Einrichtung, mal um den Umbau vorhandener Gebäude oder um einen Neubau. Dreh- und Angelpunkt sind geeignete bedarfsangepasste Standorte mit geeigneten Flächen, nach meiner jetzigen Einschätzung eine Herkulesaufgabe!
41 mögliche Standorte wurden bisher geprüft. In einem Ranking nach unterschiedlichen Kriterien sind davon elf eher geeignet, wobei das Bau- und/oder Umweltrecht noch zu prüfen ist, ebenso die Beschaffenheit der Grundstücke bezüglich Arten- und Baumschutz. Sollte bei einzelnen Grundstücken eine Änderung des Bebauungs-oder Flächennutzungsplanes erforderlich werden, benötige das einen entsprechenden zeitlichen Vorlauf.
Im Idealfall entsteht eine neue Einrichtung mit ca. vier oder fünf Gruppen auf einem Gelände von mindestens 2.500 m². Eine vierzügige Einrichtung hätte knapp 900 m² auf zwei Etagen, beschrieb Werner Grimm das variable Standardmodell, dass Anja Klein, Architektin im Fachdienst 1.28, entwickelt hat. Weiter gebe es auch mehrere Anbieter von Kita-Bauten in sehr flexibler Modulbauweise, schnell umzusetzen. Auch provisorische Lösungen sein denkbar, etwa am Stadtpark.
Eine interessante Möglichkeit sei auch die Angliederung neuer Kitas an Schulstandorte. In Skandinavien, Holland und auch anderen Ländern mit guten Pisa-Studien werde das bereits praktiziert mit Blick auf die pädagogischen Aspekte vom Übergang der Vorschule zur Schule. Schließlich verfügten Schulen meist auch über Außengelände (Ein wesentlicher Aspekt!) Und auch die Einrichtung einer Wald-Kita sei denkbar. Der Ausschuss signalisierte Zustimmung.