Waterbölles-Kommentar
Eine kleine Nachlese zum Wahlsonntag und alles andere als parteipolitisch. Wir durften wie immer in einer Schule wählen gehen. In einem Raum, der im besten Fall ein Werkraum war, hoffentlich kein Klassenzimmer. Schlechte Luft, buntes Durcheinander aus Papieren und Unterrichtsmaterial, notdürftig in Regalen und auf Tischen am Rande verstaut. Drei nette Wahlhelfer/innen, die ein wenig verloren-verstört an ihren Schultischen saßen. Und geradezu entschuldigend auf das wenig einladende Ambiente eingingen: Ein bisschen gewöhnungsbedürftig hier! Frischluft im Raum angesichts des schönen Wetters? Nee, geht nicht, wegen Durchzug.
Mir taten die Drei Leid, die ihren Sonntag für diese wichtige Aufgabe opferten und den ganzen Tag in einem schlecht gelüfteten, zweckentfremdeten Raum verbringen mussten. Die Wähler/innen nahmens hin, was auch sonst. Und machten ihr Kreuzchen in tief gebückter Haltung am Kindertisch. Vielleicht fiel es den meisten nicht einmal auf, sind sie über ihre Kinder ohnehin an wenig attraktive Schulgebäude und -einrichtungen gewöhnt.
Wahltag ich erinnere mich, dass unsere Elterngeneration Sonntagsanzug bzw. -kleid hervorholte, wenn es zum Wählen ging. Ein gewissermaßen feierlicher Akt, etwas Bedeutendes, verlangte eine gewisse Würde.
Ich weiß nicht, wie damals die Wahllokale aussahen. Ich weiß nur, dass ein Wahlgang auch heute noch etwas Besonderes sein sollte. Das könnte in den Wahllokalen gerne deutlicher werden. Nein, kein Fünf-Sterne-Schickimicki. Aber mehr als eine größere Abstellkammer dürfte es schon sein. Weil auch das Umfeld darauf deutet, was uns Wahlen wert sind.
Und nebenbei: Wäre die Tatsache, dass eine Schule zum Wahllokal umfunktioniert wird, für die Lehrer/innen nicht Anlass für eine Projektarbeit in Sachen Demokratie und Gastfreundschaft? Ich bin sicher, dass es den Schüler/innen Spaß machen könnte, das Wahllokal ein wenig gastlicher zu gestalten. Wahlen sind schließlich was Besonderes. Oder sollten es zumindest sein.