Nicht nur das nicht enden wollende Konfliktpotential im Nahen Osten, das wachsende Elend der Landbevölkerung des Afrikanischen Kontinents und nationalistische Bewegungen in der EU und ihren Nachbarstaaten lassen vermuten, dass wir auch künftig mit weiteren Flucht- und Migrationsströmungen nach Deutschland und damit auch nach Remscheid zu rechnen haben. Wir als Kommune dürfen uns daher nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen, sondern müssen weiterhin aktiv gestalten und damit das harmonische Zusammenleben aller Remscheider Bürgerinnen und Bürger auch in Zukunft sichern.
Das bedeutet zum einen, dass die vorhandenen Ressourcen und das gesammelte Know-How nicht verloren gehen dürfen, weil kurzfristig kein Bedarf gesehen wird, zum anderen ist (spätestens) jetzt der Zeitpunkt gekommen, einen Schritt weiterzudenken.
Die zahlreichen Menschen, die sich bereits in der Flüchtlingshilfe der Stadt Remscheid aktiv engagieren, haben sich durch ihre Arbeit mit Geflüchteten eine interkulturelle Kompetenz erworben, die für künftige Herausforderungen im Integrationsbereich eine der wertvollsten Ressourcen darstellt neben der Anerkennung dieses überdurchschnittlichen Engagements ist es im Sinne der Nachhaltigkeit gerade-zu verpflichtend, dieses Potential zu erhalten und zu fördern.
Ebenso wie sich künftig das freiwillige Engagement in der Flüchtlingshilfe mehr und mehr in Richtung einer ehrenamtlichen Integrationshilfe wandeln wird, muss sich auch die Stelle der Ehrenamtskoordination in der Flüchtlingshilfe am Kommunalen Integrationszentrum zu einem Freiwilligen-Management im Integrationsbereich weiterentwickeln. Der Fokus der Stelle sollte künftig verstärkt auf dem gezielten Ausbau der vorhanden Strukturen und der Fortbildungsangebote liegen und darf sich nicht auf ei-ne reine Verwaltung des Ist-Zustandes beschränken. Neben der Gruppe der Bürgerinnen und Bürger mit Fluchterfahrung sind z. B. auch Zuwanderer aus Süd-Osteuropa und den europäischen Nachbarstaaten auf eine ehrenamtliche Unterstützung angewiesen. Für diese Personengruppen existiert bislang noch kein gesonderter Integrationsplan, obwohl sie eine besondere Herausforderung für die bereits existierenden Strukturen darstellt.
Um auch weiterhin auf einen verlässlichen Grundstock an Ehrenamtlichen zurückgreifen zu können, muss auch der Aspekt der gezielten Nachwuchsförderung ins Auge gefasst werden. Jugendliche und junge Erwachsene besitzen einen fast unbeschränkten Zugang zu öffentlichen Informationen und sind über digitale soziale Netzwerke weitgreifend eingebunden. Dadurch ist es möglich, diese Gruppe sehr gut über die richtigen Kanäle für Ideen, Projekte und Aktionen zu gewinnen wie z. B. Crowdfunding oder Flashmops. Aus dem aktuellen Zeitgeist ergibt sich aber auch ein wesentliches Problem, das in allen Bereichen des Ehrenamts deutlich zu Tage tritt: Die Gewinnung von langfristig und zuverlässig engagierten Freiwilligen gestaltet sich für viele Träger als zunehmend schwierig, weil zum einen in der Ziel-gruppe Absprachen nicht eingehalten bzw. fest vereinbarte Termine kurzfristig aus persönlichen Gründen abgesagt werden und zum an-deren, weil das Verständnis fehlt, das für das freiwillige Engagement in einem geplanten Angebot neben der tatsächlichen Durchführung auch die gemeinsame Planung für die Qualität von großer Bedeutung ist. Früher konnten viele junge Ehrenamtliche dieses Wissen durch langjährigen Kontakt z. B. zu lokalen Jugendträgern erhalten, die als Anlaufstelle im eigenen Quartier dienten. Heute stehen den Jugendlichen viele Wege und Angebote offen, so dass der Aufbau von lang-jährigen intensiven Beziehungen sich schwieriger gestaltet.
(Seit der Ratssitzung vom 30. November 2017 ist das neue Ehrenamtskonzept für die Flüchtlingsarbeit der Stadt Remscheid beschlossene Sache. Der Waterbölles veröffentlicht es in einzelnen Kapiteln. Teil 8 )