Liebe Genossinnen und
Genossen,
unsere Partei hat eine
lange Tradition. 150 Jahre, auf die wir stolz sein können. Ein Augenblick, auf
den wir so stolz sind wie auf keinen anderen, ist die Rede von Otto Wels gegen
das Ermächtigungsgesetz und den Mut der Genossinnen und Genossen, sich gegen
die Nationalsozialisten zu stellen. Ein Moment, der auch Verpflichtung ist für
jeden von uns.
Übermalen von rechtsradikalen Parolen? War das richtig, war das klug? Von vielen von Euch habe ich, auch nach der öffentlichen Kritik der CDU, Zuspruch erhalten. Was ist an dem Satz: Lennep kein Platz für Rassisten" verkehrt? Das können doch alle Demokraten in unserer Stadt unterschreiben? In einer Woche wird die DITIB Gemeinde hier in Remscheid den Grundstein für den Neubau ihrer Moschee legen. Das ist ein gutes und wichtiges Signal. Menschen, die ihr Gotteshaus errichten, zeigen: Sie fühlen sich heimisch und angenommen. Es war mir eine Herzenssache, unseren Integrationsminister Guntram Schneider zu fragen, ob er dabei sein kann. Er war begeistert und hat sofort zugesagt, uns zu besuchen und mit uns gemeinsam ein Zeichen zu setzen.
Das ist ein unmissverständliches Zeichen. An alle, die Remscheiderinnen und Remscheider gegeneinander ausspielen wollen. Besonders aber auch an diejenigen, die in den letzten Wochen unsere Heimatstadt mit fremdenfeindlichen Parolen verschandelt haben.
Da war es richtig schnell zu handeln. Das war keine politische Aktion, sondern eine Selbstverständlichkeit. Ich hätte nicht geglaubt, welche Wellen diese Selbstverständlichkeit schlägt. Dabei sind verrückte Emails, anonyme Anrufe von Rechtsradikalen noch die harmlosen Folgen. Dass aber eine rechts-populistische Tageszeitung das Thema auf Seite 2 vermeldet und Sven, Fritz Beinersdorf und mich verhöhnen, geht zu weit. Dazu, frech und dreist, wie Rechten sind, gibt es ein Belegexemplar und ein Abo-Angebot gleich mit. Als ich diesen Artikel las, waren meine Zweifel weg. Jetzt weiß ich: das war richtig. Remscheid ist eine Stadt, in der Menschen aus über 110 verschiedenen Nationen friedlich miteinander leben. Remscheid ist eine Stadt, in der kein Platz für menschenverachtende Parolen ist. Remscheid ist eine Stadt, in der wir den rechten Rattenfängern nicht auf den Leim gehen werden. Wir sind für ein tolerantes - für ein vielfältiges Remscheid!
Liebe Genossinnen und Genossen, nach Beates Entscheidung, das Amt der Oberbürgereisterin nach einer Ära von zehn Jahren im Juni zu beenden, haben viele von Euch mit mir gesprochen. Die einen sagten: Bewirb Dich, du kannst das!" Wieder andere fragten - nachdem die Findungskommission zwei Kandidaten vorstellte -Warum kandidierst du? Warum willst Du das machen?" Ich habe lange über die Frage nachgedacht, mit Freunden und Familie gesprochen. Habe mir Rat bei anderen Oberbürgermeistern geholt, die ich aus meiner Arbeit in Düsseldorf kenne. Am Ende waren zwei Dingen für mich besonders wichtig: Politik heißt - und so wird das jedem von Euch gehen, ob in der Bezirksvertretung oder im Bundestag - etwas zu wollen. Sozialdemokratische Politik heißt Veränderung zu wollen.
Veränderung zum Wohle der Menschen gelingt aber nur in einem Dreiklang. Einem Dreiklang aus Zuhören, Verstehen und Kümmern. Das ist nicht nur das Leitmotto vieler von Euch, das ist auch mein persönlicher Anspruch an meine bisherige Arbeit im Landtag und an meine Arbeit in der Kommunalpolitik. Zuhören bedeutet daher auf die Menschen zuzugehen, ein offenes Ohr für ihre Anliegen zu haben. Dazu müssen wir aber auch verstehen: Welches sind die wichtigen Wünsche oder größten Sorgen. Und zuverlässige Politik zeichnet sich dadurch aus, dass wir uns kümmern. Gemeinsam kümmern. Dabei darf es für die Menschen keine Rolle spielen, wen sie aus unserer Partei konkret angesprochen haben. Kümmern kann nur im Team - nur gemeinsam - gelingen!
"Die Kandidatenrede des SPD-Landtagsabgeordneten Sven Wolf" vollständig lesen