Kritik an geplanter neuer Polizeiwache kam im August 2017 von Klaus Kreutzer, Vorsitzender des Verkehrs- und Fördervereins Lennep e.V. Für die neue Wache war damals ein Grundstück an der Robert-Schumacher-Straße, Ecke Johannisberg, öffentlich diskutiert worden. Als bessere Alternative, da am Rande der Altstadt gelegen, brachte Kreutzer damals das Gebäude der Deutschen Bank an der Kölner Straße ins Gespräch, das ab März 2018 zur Neuvermietung anstehe. Inzwischen alles Makulatur. Markus Röhrl, seit Februar neuer Polizeipräsident in Wuppertal als Nachfolger von Birgitta Radermacher und damit verantwortlich für Bezirksinspektionen Wuppertal, Solingen und Remscheid, brachte gestern die Mitglieder der Bezirksvertretung Lennep auf den neuesten Informationsstand. Demnach möchte Röhrl (55), bislang Chef der Kriminalpolizei im Polizeipräsidium Düsseldorf, das Angebot des Vermieters der gegenwärtigen Lenneper Polizeiwache annehmen und mit diesem einen langfristigeren Mietvertrag abschließen, vorausgesetzt, die Wache wird umgebaut.
Das geht aber nur mit Zustimmung der übergeordneten Behörde in Düsseldorf, und deren Bedenken gilt es zunächst auszuräumen. Denn zurzeit erfüllt das frühere Wohnhaus, indem die Lenneper Polizei untergebracht hat, die modernen Sicherheitsstandards der Polizeibehörde nicht. So fehlt etwa ein Tresor, in den nach Dienstschuss die Waffen der Beamten eingeschlossen werden können. Und auch der Einbruchsschutz ist verbesserungsbedürftig. Zumal fehlen Duschen und getrennte Umkleideräume von Männer und Frauen. Es wäre also viel zu investieren. Und dazu wäre der Vermieter auch bereit, wie Röhrl berichtete. Der Keller könnte für die fehlenden Sozialräume ausgebaut werden. Darüber will der Polizeipräsident nun mit der Landesoberbehörde sprechen - und Bezirksbürgermeister Markus Kötter sofort informieren, wenn eine Entscheidung getroffen worden sei.
Der hatte sich für Lennep zu Beginn der Sitzung eine dauerhaft besetzte Wache in der Innenstadt gewünscht als Anlaufstelle für die Bürgerinnen und Bürger. Doch bei dauerhaft gleich rund um die Uhr winkte Markus Röhrl ab. Die Polizei in NRW habe in den vergangenen Jahren zwar jeweils 1000 neue Polizisten ausgebildet, und die Kreispolizeibehörde in Wuppertal werde mit Sicherheit demnächst nicht kleiner werden. Aber mehr Beamte? Da müssen wir realistisch bleiben!
Die Sicherheit der Bürger ließe sich in Lennep auch ohne feste Wache erhalten, fuhr Röhrl fort. Zumal Remscheid in der Kriminalitätsstatistik und der Unfallstatistik gut wegkomme, und Lennep erst recht! Aber das Bedürfnis der Bürger nach Sicherheit sei in den vergangenen Jahren größer und die gefühlter Sicherheit geringer geworden. Verbessern könne die Polizei das Sicherheitsgefühl durch mehr Präsenz vor Ort, etwa durch Fuß- und Fahrradstreifen uniformierter Beamter, während verstärkte Fahrten mit Streifenwagen von den Bürgern geringer bewertet würden.
Im vergangenen Jahr hatte es zunächst noch danach ausgesehen, als fände sich ein Investor, der eine neue Wache in Lennep baut und dann dem Land vermietet. Aber einen Quadratmeter-Mietpreis von 45 Euro kann das Land nicht zahlen! Und so hätten sich die Gespräche mit dem potenziellen Investor wieder zerschlagen. Danach sah dann alles danach aus, als werde die Bezirksinspektion Remscheid die Wache Lennep aufgeben. Doch da kam der Wechsel an der Spitze des Wuppertaler Präsidiums gerade recht, um den Themenbereich Polizeistruktur, Personalbestand und Standorte noch einmal intern zu beraten. Röhl: Wir haben es uns da nicht leicht gemacht. Ich meine, wir täten gut daran, die Polizeiwache in Lennep beizubehalten! Die ist zurzeit montags bis freitags von 7 bis 21 Uhr besetzt. Und später sei das wohl auch nicht nötig, scherzte Röhrl. Denn dann gehen die Lenneper doch sowieso ins Bett!
Die Mitglieder der Bezirksvertretung Lennep nahmen den Bericht zur örtlichen Polizeiwache dankbar und hoffnungsvoll auf. Zumal der Polizeipräsident berichtete, dass in der Zwischenzeit ein Mietvertrag für die Wache "zunächst bis Ende 2019" abgeschlossen worden sei. Bleibt aber als Knackpunkt noch die Frage der dringend notwendigen Investitionen. Der Vermieter sei verhandlungsbereit, so Röhrl. Jetzt muss er nur noch die Landesoberbehörde überzeugen. Ein weiteres Argument kam von Roland Kirchner: Polizeipräsenz dient der Vorbeugung!
Dank sagen konnte dem Chef der bergischen Polizei gestern auch Sportdezernent Thomas Neuhaus und Rechtsdezernentin Barbara Reul-Nocke. Denn Röhl sagte zu, dass die Polizei auch in diesem Jahr wieder den Röntgenlauf sichernd begleiten werde. Kleine Einschränkung: Um Absperrgitter können sich die Beamten nicht kümmern. Das ist landesweit Sache der Veranstalter.