In Remscheid zeigt sich bis heute eine durch die frühe Industrialisierung geprägte Konzentration der Wirtschaftsstruktur auf das Verarbeitende Gewerbe. In den vergangenen Jahrzehnten blieb das wirtschaftliche Wachstum in Remscheid insgesamt wie auch im Verarbeitenden Gewerbe hinter der Entwicklung im Landesdurchschnitt zurück. Das Bruttoinlandsprodukt Remscheids stieg in den Jahren seit 1999 im Vergleich mit dem Land Nordrhein-Westfalen und dem Regierungsbezirk Düsseldorf unterdurchschnittlich von 3.090 Mio. auf 3.191 Mio. in 2009. Aufgrund des hohen Anteils der exportorientierten Wirtschaft war Remscheid von den Auswirkungen der Finanzkrise 2008 überdurchschnittlich betroffen.
Die Bruttowertschöpfung nahm zwischen 1999 und 2008 trotz stark rückläufiger Erwerbstätigkeit noch um rd. 10% zu. Der Rückgang in 2009 ist eine Folge der Finanzkrise. Das produzierende Gewerbe trug mit einem überdurchschnittlich hohen Anteil von 31 % zur Bruttowertschöpfung der Stadt bei. Während die Bruttowertschöpfung in den dienstleistungsorientierten Wirtschaftsbereichen eine kontinuierliche positive Entwicklung erfuhr, führte die globale Wirtschaftsentwicklung im verarbeitenden Gewerbe zu einer Stagnation mit Einbrüchen in den Jahren 2002 und 2009.
Mit einer Arbeitsplatzzentralität von 373 Arbeitsplätzen/1.000 Einwohner liegt Remscheid im Städtevergleich nach den Oberzentren Düsseldorf, Köln und Essen vor den meisten Vergleichsstädten. Die Arbeitsmarktzentralität der Stadt schlägt sich in einem schwach positiven Pendlersaldo (Einpendlerüberschuss 2011: 2.389) nieder. Die bei weitem stärksten Relationen bestehen mit dem Oberzentrum Wuppertal mit einem Auspendlerüberschuss.
Das Verarbeitende Gewerbe hat in Remscheid mit 14.681 von 40.928 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und einem Anteil von rd. 36 % zum 30.06.2011 die meisten Erwerbstätigen. Darunter gehören die Bereiche Metallerzeugung und bearbeitung sowie die Herstellung von Schneidwaren, Werkzeugen, Schlössern und Beschlägen traditionell landesweit zu den höchsten Branchenkonzentrationen. Einen überdurchschnittlichen Beschäftigungsanteil hat auch der Maschinenbau. Die Zahl aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (SVP) ist in Remscheid über einen Zeitraum von 10 Jahren bis Ende 2011 von 41.349 auf 37.913 zurückgegangen. Damit war die Beschäftigungsdynamik in der Stadt unterdurchschnittlich.
Im Zeitraum zwischen 2002 und 2011 setzte sich der seit 1992 zu beobachtende Arbeitsplatzabbau fort. Es nahm die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten um 8,8 % ab, dabei trat jedoch nach 2006 eine Konsolidierung ein. Im Verarbeitenden Gewerbe lag der Rückgang der Beschäftigung bei 29 %. Besonders stark war davon der Bereich Maschinenbau betroffen. Dagegen konnte der Fahrzeugbau auch in Remscheid wachsen. Die verschiedenen Dienstleistungsabteilungen sind nach wie vor in der Mehrzahl unterrepräsentiert. Seit 2002 konnte jedoch in diesen Abteilungen insgesamt ein Beschäftigungszuwachs um rd. 12,5 % verzeichnet werden.
Die Entwicklung des Dienstleistungssektors war in den verschiedenen Abteilungen uneinheitlich. Finanz- und Versicherungsdienstleistungen verloren um über 13 %. Eine wachstumsstarke Abteilung waren Gesundheit und Sozialwesen. Überdurchschnittliche Wachstumsraten konnten darüber hinaus wissensintensive unternehmensbezogene Dienstleistungen, einfache Unternehmensdienstleistungen (sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen) und der Bereich Erziehung und Unterricht erzielen.
Der Anteil gering qualifizierter Beschäftigter wird mit 19,5 % als hoch eingeschätzt. Die Arbeitslosenquote lag zum 31.07.2012 bei 9,3 % und damit ca. 1 Prozentpunkt über dem Landesdurchschnitt von Nordrhein-Westfalen. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen lag innerhalb dieser Gruppe zuletzt bei erheblichen 42,4 %. Je nach Lage in der Stadt sind zum Teil deutlich unterschiedliche Sockelzahlen zur Arbeitslosigkeit feststellbar. Die Werte schwanken stadtteilbezogen zwischen < 2% und 11,6 %.
Die Stadt Remscheid verfügt über eine einzelhandelsrelevante Kaufkraft von rd. 616,2 Mio. p.a.. Mit einem Wert von 101,4 liegt die einzelhandelsrelevante Kaufkraftkennziffer für Remscheid über dem Niveau des Bundesdurchschnitts. Bei einem gesamtstädtischen jährlichen Einzelhandelsumsatz von rd. 581,7 Mio. ergibt sich eine gesamtstädtische Einzelhandelszentralität von rd. 94 %. Für die Zukunft wird eine Stagnation der einzelhandelsrelevanten Kaufkraft je Einwohner erwartet. Bei sinkender Einwohnerzahl muss folglich künftig mit einem Rückgang der einzelhandelsrelevanten Kaufkraft in der Stadt gerechnet werden.
(Aus der Beschlussvorlage 15/1294 (Entwicklungskonzept zur Revitalisierung der Innenstadt Remscheid) vom 21.5.2015, beschlossen vom Rat am 18. Juni 2015.)