Der deutschen Wirtschaft geht es noch gut. Wir erleben seit neun Jahren eine der längsten Boomphasen der bundesdeutschen Geschichte. Für 2019 rechnen der DIHK sogar nochmals mit 500.000 zusätzlichen neuen Stellen. Das ist nicht mehr ganz so viel Zuwachs wie in den Vorjahren. Aber der Aufbau der Beschäftigung geht in sein 14. Jahr. Das ist einer der Gründe, warum die Binnenkonjunktur und die Inlandsnachfrage zu den Wachstumstreibern unserer Volkswirtschaft gehören. Der Bau boomt weiterhin. Hier machen sich die gute Arbeitsmarktsituation und steigende Einkommen bemerkbar, begann IHK-Präsident Thomas Meyer (Foto links) heute Nachmittag seine Red Wuppertal-Solingen-Remscheide auf dem Neujahrsempfangs der Bergischen Industrie- und Handelskammer in der Historische Stadthalle Wuppertal -und hatte gleich ein Aber parat. Denn: Die konjunkturelle Dynamik, bei uns und in der Welt, nachgelassen. Im 3. Quartal ist die Wirtschaftsleistung sogar gesunken und die positiven Erwartungen von Jahresbeginn 2018 haben sich nicht ganz erfüllt. Die Unternehmen blicken deutlich verhaltener auf ihre künftigen Geschäfte, insbesondere mit Blick auf die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, die handelspolitischen Konflikte, die für Unsicherheit sorgen und damit die Nachfrage und Planungen von Investitionen erschwert. Entsprechend seien die Prognosen aller bekannten Institute für das Jahr 2019 reduziert worden, im Durchschnitt auf 1,5 Prozent.
Thomas Meyer: Prognosen: Heißt das jetzt, es kommt so? Egal, was wir tun oder nicht tun? Nun, zunächst bilden Fakten die Basis einer validen Prognose; auf diesen Grundlagen können dann mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit Voraussagen gemacht und Entscheidungen getroffen werden. Wir haben deshalb mit unserem NRW-Wirtschaftsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart vereinbart, die Konjunkturberichterstattung für NRW auf breitere Füße zu stellen. Am 18. Februar 2019 werden wir gemeinsamen unter Mitwirkung des Rheinisch- Westfälischen Wirtschaftsforschungsinstituts in Essen erstmals einen gemeinsamen Konjunkturbericht vorstellen.
Nordrhein-Westfalen wie Deutschland insgesamt ist wie kaum ein anderes Land der Welt auf offene Märkte und freien Handel angewiesen doch beides gerate zunehmend in Gefahr. Der Trend zu einer weiteren Liberalisierung der Weltmärkte sei nicht erst mit der Wahl von US-Präsident Donald Trump ins Stocken geraten. Es sei die aktuelle, protektionistische Handelspolitik der US-Regierung unter Präsident Donald Trump, die die der deutsche Wirtschaft verunsichere.Daneben beschäftige die Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen und in Deutschland natürlich der bevorstehende Brexit und seine Folgen: Nicht mal mehr drei Monate vor dem Austritt und nach verlorenen Abstimmungen steht die Britische Regierung vor dem Nichts. Das Vereinigte Königreich ist Deutschlands fünftwichtigster Handelspartner. Etwa 750.000 Arbeitsplätze in Deutschland hängen vom Export nach Großbritannien ab. (...) Alleine 2018 sind die Ausfuhren insgesamt nach UK um fast vier Prozent zurückgegangen. Der DIHK rechnet mit mehr als 14,6 Millionen Zollanmeldungen und Ursprungszeugnissen bei Kosten von über 500 Millionen Euro. Allein der deutschen Autoindustrie drohen zwei Milliarden Euro Zölle jährlich bei einem No-Deal! Doch unabhängig davon, wie es nun ausgehen werde, sei nun absehbar, dass der Brexit das laufende Jahr konjunkturell belasten werde durch nicht getätigte Investitionen, verschobene Aufträge und nicht zuletzt durch verlorenes Vertrauen in den europäischen Einigungsprozess.
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