Neuer Förderverein nimmt sich der Produktionsschule an, titelte der Waterbölles am 4. Juli 2018. Tags zuvor hatten acht sozial engagierte Remscheider Bürgerinnen und Bürgern in den Räumen der Arbeit Remscheid gGmbH den neuen Förderverein Brücken bauen - Perspektiven schaffen gegründet. Mit dem allgemeinen Ziel der Förderung von Jugendhilfe, Erziehung und Berufsbildung und mit der besonderen Aufgabe, die seit 2016 bei der Arbeit Remscheid gGmbH bestehende Produktionsschule Catering & Eingemachtes" zu unterstützen. Deren Existenz war damals durch gestrichene Fördergelder der schwarz-gelben Landesregierung in Gefahr. Zum Glück sprang das Remscheider Jobcenter in die Bresche und sicherte ab 1. September für zunächst ein Jahr die Finanzierung des Projekts von 600 Euro je Teilnehmer und Monat (mit der Option auf weitere zwei Jahre). Das lobte der Förderverein (Vorsitzender Lothar Sill, stellvertretende Vorsitzende Jutta Velte, Kassiererin Erden Ankay-Nachtwein und die beiden Beisitzer Brigitte Neff Wetzel und Thomas Neuhaus) auf seiner gestrigen Pressekonferenz in den Räumlichkeiten der Catering-Küche der Produktionsschule und berichtete des Weiteren, dass die Finanzbehörde die Gemeinnützigkeit des Verein bestätigt habe. Mit anderen Worten: Dem Einwerben von Fördermitteln / Spenden, sprich: einer aktiven Spendenakquise steht nichts mehr im Wege.
Eine erste Spende von einer Privatperson über 620 Euro haben wir schon bekommen. freute sich Lothar Sill. Demnächst will der Verein Brücken bauen - Perspektiven schaffen e. (IBAN-Konto-Nummer: DE11 3405 0000 0012 1068 78) an Stiftungen in Remscheid herantreten, die gemeinnützig tätig sind und die Remscheider Produktionsschule unterstützen könnten. Und natürlich werden auch weitere Mitglieder gerne aufgenommen. Denn jeder Euro zählt: Der Mitgliedsbeitrag beträgt 120 Euro pro Jahr für natürliche Personen und 240 Euro für juristische (Firmen, Verbände etc.). Berufstätige junge Menschen bis 27 Jahre werden für 30 Euro im Jahr aufgenommen, Arbeitslose unentgeltlich. Interessenten sind herzlich willkommen bei der nächsten Mitgliederversammlung am Dienstag, 26. März, um 17 Uhr bei der Arbeit Remscheid gGmbH, Freiheitstraße 83a, betonte gestern deren Geschäftsführer Ralf Barsties. Er hält das Projekt der Produktionsschule nach wie vor für dringend erforderlich angesichts von 400 Jugendlichen und jungen Erwachsenen bis 27, die in Remscheid wegen fehlender Qualifikationen keine Zukunftsperspektive haben und aktuell arbeitslos sind. Das unterstrich auch Erden Ankay-Nachtwein: 40 bis 60 Jugendliche verlassen in Remscheid jedes Jahr die Schule ohne irgendeinen Abschluss. Wie bleiben die denn!?
Die Remscheider Produktionsschule hat Platz für zwölf junge Leute zwischen 17 und 25 Jahren (oft mit schwierigem sozialem Hintergrund), die eine allgemeinbildende Schule ohne ausreichende Betriebs- und Ausbildungsreife verlassen haben und denen das Jobcenter so genannte mehrfache arbeitsmarktliche Vermittlungshemmnisse (Motivation/Einstellung, Schlüsselqualifikationen, soziale Kompetenz) attestiert. Derzeit kümmern sich in der Produktionsschule der gelernte Koch Jan de Buhr sowie zwei Sozialarbeiter (in Teilzeit) um die Förderung der Kenntnisse, Fähigkeiten und Verhaltensweisen von acht jungen Menschen, um sie für eine Berufsausbildung oder eine anschließende weitere, speziellere Berufsförderung fit zu machen. Dass vier Plätze derzeit unbesetzt sind, kann daran liegen, dass das Jobcenter sich an den von ihr finanzierten Klienten Produktionsschule erst noch gewöhnen muss. Von einem bürokratischen Hemmschuh wollte Sozialdezernent Thomas Neuhaus gestern allerdings nichts wissen und zeigte sich zuversichtlich.
Dass sich die acht Produktionsschüler selbst Gedanken gemacht haben, wie der neue Förderverein der Einrichtung helfen könnte, hat Lothar Sill und seine Vorstandskollegen beeindruckt: Das sind doch gute Ideen ein Spendenlauf im Stadtpark, ein Sommerfest mit Tombola (Catering), jeweils verbunden mit leckerem Essen aus der Produktionsschule, und ein Charity-Essen mit Show-Cooking! All das könnte den Förderverein in der Öffentlichkeit bekannter machen und und vor allem der Produktionsschule zu Einnahmen verhelfen. Denn das erste gesetzte Ziel, ein Verkaufswagen, der sich bei öffentlichen Veranstaltungen, Sommer- und Stadtteilfesten gut einsetzen ließe (Beispiel: Der Stand auf dem Wochenmarkt im Juni 2018) ist ambitioniert; ein solcher Wagen ist schließlich nicht unter 20.000 Euro (Neuhaus) zu haben.