Entscheidung über Böker-Villa frühestens am 28. März, titelte der Waterbölles am 8. Februar 2019 zutreffend! In der gestrigen Ratssitzung fiel die Entscheidung unter Ausschluss der Öffentlichkeit, wie die Fraktion der Linken anschließend kritisierte. Auch drei zunächst für den öffentlichen Teil der Ratssitzung vorgesehene Tagesordnungspunkte waren während der eingeschobenen nichtöffentlichen Beratung des Vermarktungsverfahrens Böker Villa und der vorliegenden Investoren-Konzepte ad hoc nicht öffentlich abgehandelt worden. Eine Mehrheit von SPD, Grünen, FDP und W.I.R. legte mit einem Zusatzbeschluss zu einer Mitteilungsvorlage die Grundlage zum Verkauf dieses denkmalgeschützten Solitärs an einen privaten Investor, teilten die Linken heute mit. Die Information der Verwaltung an die lokale Presse war gestern während der weiteren öffentlichen Sitzung recht spärlich ausgefallen. Flüsternd teilte der Technische Beigeordnete Peter Henze den Journalisten am Pressetisch mit, während die Sitzung weiterlief (zu einer kurzen Pause hatte sich der OB angesichts eines drängenden CDU-Fraktionsvorsitzenden nicht entschließen können), man habe sich für die Wuppertaler Firmengruppe (Thilo und Boris) Küpper entschieden, die sich den Mitgliedern der Bezirksvertretung Alt-Remscheid bereits im vergangenen November vorgestellt hatte. Sie betreibt in Lennep seit 2015 im aufwendig umgebauten ehemaligen Amtsgericht ein Boardinghouse mit hochwertigen, hotelähnlichen Apartments. Mit Küpper soll die Verwaltung nun Verhandlungen über den Kauf der denkmalgeschützten Villa führen. Deren Angebot soll deutlich über dem liegen, was gestern die Remscheider Investoren um Gero Hübenthal Rat und Verwaltung vorstellte.
Fast anderthalb Stunden harrten die Pressevertreter auf dem Gang vor dem großen Sitzungssaal aus, dann war die Entscheidung pro Küpper gefallen. Sie fiel offenbar schwer, weil die Ratsmehrheit in irgendeiner Form die Remscheider Gründerschmiede mit ins Boot nehmen wollte. Dies soll nun in der Form geschehen, dass in dem Vertrag zwischen Stadt und Küpper auch ein Mietvertrag mit dem Gründerschmiede e.V. verankert werden soll, die im Bieterverfahren nicht selbst als Kaufinteressent aufgetreten war. Sollte dieser Mietvertrag nicht zustande kommen etwa wegen der strittigen Höhe des Mietpreises , soll die Stadt der Gründerschmiede bei der Suche nach einer alternativen Immobilie oder Grundstücksfläche behilflich sein.
In der nichtöffentlichen Beratung war der Antrag der Linken, die Bemühungen um einen Verkauf der Villa einzustellen, ebenso abgelehnt worden wie der Antrag der CDU, zu Gunsten der Gründerschmiede das Interessenbekundungsverfahren für die Böker-Villa aufzuheben. Aber mit ihrem zweiten Antrag, in der Villa ein Gründerzentrum einzurichten, kann sich die CDU in dem gestrigen Ratsbeschluss noch wiederfinden.
Auch wir begrüßen die Idee einer Gründungsoffensive, erklärte heute Fritz Beinersdorf, der Fraktionsvorsitzende der Linken. Wäre dies nicht so, hätten wir nicht dem Haushaltsbegleitbeschluss zum Doppelhaushalt 2019 / 20120 zugestimmt, in dem für die Gründerschmiede ein namhafter Geldbetrag bereitgestellt wurde. Allerdings sehen wir die Gründerschmiede an anderer Stelle wesentlich sinnvoller untergebracht! Die Böker-Villa müsse im Eigentum der Stadt bleiben als ein Kunstmuseum, das den Werken der bedeutenden Künstler von Weltruf, Teo Otto, Gerd Arntz, Johann Peter Hasenclever und Wolfgang Tillmanns gewidmet ist und das auch mit Wechselausstellungen ein kultureller Mittelpunkt Remscheids sein könnte! Der Raum für zeitgenössische bildende Kunst Markt 13 habe jedenfalls in der Kombination mit einem Seniorenbüro und einem Stadtentwicklungsbüro seine absolute Nichteignung bewiesen.