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Channel: Waterbölles - Kommunalpolitik
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In jeder Diskussion Neues, wäre des Guten zuviel verlangt!

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Viele Stühle im Großen Saal des Schützenhauses blieben gestern leer. Foto: Lothar Kaiser

Viele Stühle im Großen Saal des Schützenhauses blieben gestern leer, als – nicht zum ersten Mal in diesem Kommunalwahlkampf – die Oberbürgermeisterkandidaten Fritz Beinersdorf (Linke), Beatrice Schlieper (Grüne), Burkhard Mast-Weisz (SPD), Jochen Siegfried (CDU) und Hans Lothar Schiffer aufeinandertrafen. Nach dem Türkischen Elternverein (mit ebenfalls überschaubarer Zuhörerzahl) waren es diesmal die Kreishandwerkerschaft (Geschäftsführer Fred Schulz) und der Hauseigentümerverein „Haus & Grund“ (Vorsitzender Fred Schulz), die eingeladen hatten. Doch es kamen nur rund 50 Remscheider/innen. Kein Wunder, dass Schulz gestern bei der Begrüßung von einer „Inflation von Podiumsdiskussionen“ sprach. Sollte sich Kandidaten-Präsentationen dieser Art überholt haben? Oder haben die Bürger/innen längst entschieden, wen sie in der Nachfolge von Beate Wilding an der Spitze der Stadtverwaltung sehen wollen – als Chef der rund 1.700 städtischen Bediensteten und zugleich als Repräsentant der Stadt bei offiziellen Anlässen? Entscheidungshilfen hat es in den vergangenen Wochen in den beiden Lokalzeitungen jedenfalls wiederholt gegeben – in teils seitenlangen Interviews. Moderator Axel Richter hatte die Diskussion vorab in die Themenblöcke „Persönliches“, „Finanzen“, „Stadt Remscheid“, „DOC“ und „Zukunftsfragen“ gegliedert. Was die Befragten aber nicht hinderte, schon in der ersten Runde von ihren (bekannten) Textbausteinen die ersten zu verwenden. Keine Kritik;lediglich eine Feststellung. Denn es wäre von den Kandidaten wirklich zu viel verlangt, bei jeder Diskussion Neues über sich und ihre politischen Standpunkte zu erzählen.

Beschränken wir uns auf die erste Runde, hier die Frage „Wie kamen Sie zur Politik?“ Fritz Beinersdorf wurde mit ihr quasi groß – in einer „roten“ Arbeiterfamilie mit neun Geschwistern, die Mutter einst polnische Zwangsarbeiterin unter den Nazis. Jochen Siegfried sei aus Empörung in die CDU eingetreten, verriet er. Nach der Abwahl von Kanzler Helmut Kohl. Damals sei an der CDU öffentlich ziemlich herumgemäkelt worden; das habe er als ungerecht empfunden. (Der Sitzungssaal in der CDU-Geschäftsstelle am Ebert-Platz heißt übrigens seit dem vergangenen Sonntag „Helmut-Kohl-Saal“). Und Hans Lothar Schiffer bekannte, „immer schon freiheitlich eingestellt gewesen zu sein“ mit einen großen Drang, sich ehrenamtlich zu engagieren. Burkhard Mast-Weisz führte Willy Brandt ins Feld; der habe ihn mit seinem „Mehr Demokratie wagen“ zur SPD gebracht. Dass er seinen Wohnsitz auch nach 13 Jahren als Dezernent der Stadt Remscheid in Wuppertal hat (was nicht verboten ist), erwähnte er nicht. Dagegen sein Konkurrent Siegfried: „Ich wohne seit einigen Jahren in Remscheid!“ (Genauer: Seit seiner ersten OB-Kandidatur gegen Wilding). Dass er bei der Stadt Wuppertal arbeitet, die erste Zeit als persönlicher Referent des Oberbürgermeisters, jetzt als Leiter des Bürgeramtes), kam in dieser Runde nicht zur Sprache.

Jeder versucht eben zu punkten, wo er sich Wählerstimmen erhofft. Da hatte es Burkhard Mast-Weisz natürlich leichter als seine Konkurrenten. als Stadtdirektor ist er der Vertreter der Oberbürgermeisterin und als Dezernent verantwortlich für Jugend, Soziales, Gesundheit und Sport – große und teils schwierige Bereiche der Verwaltung. Mal ganz abgesehen von der Arbeit als kommissarischer Kämmerer (die Stelle ist nach wie vor vakant).

Was für sie wichtig wäre, wenn sie gewählt werden würden, wollte Axel Richter wissen. „Mehr Demokratie, solidarisches Miteinander und Bürgerbeteiligung“, antwortete Beinersdorf. Die Finanzen in Ordnung bringen und einen Steuerprüfer einstellen. Das habe beispielsweise der Stadt Duisburg zu jährlichen Steuermehreinnahmen von fünf Millionen Euro verholfen. Beatrice Schlieper betone ihre Bereitschaft, sich auch mit unangenehmen Dingen („und die stehen bevor“) auseinanderzusetzen. Sie wolle „Motor und Moderatorin zugleich sein“. Und sie wolle sich um die Kommunikation nach außen kümmern. Denn die sei in den vergangenen Jahren im Rathaus vernachlässigt worden. (Waterbölles: Stimmt!)

Mehr Verwaltungschef oder mehr Repräsentant? Beinersdorf: “Man muss beides können!“ – Mast-Weisz: “Der Dienstleister für 110.000 Menschen, der in der Politik die Richtung vorgibt und andere in seine Entscheidungen einbezieht“. Jochen Siegfried: „Das ist schon ein komplexes Ding, was einem da entgegenschlägt.“ Aber er habe schließlich Managementerfahrung, eingeschlossen die Gründung einer GmbH. (Welche das war, gilt es noch in Erfahrung zu bringen). Hans Lothar Schiffer: „Mir wäre ein Stab von verlässlichen, teamfähigen Mitarbeitern wichtig!“ Im Übrigen müsse ein Oberbürgermeister „nicht über jeden Stock springen", der ihm hingehalten werde.
Übrigens: Fred Schulz wies nicht nur auf das Datum der Kommunalwahl hin (25. Mai), sondern auch auf das einer eventuellen Stichwahl zwischen den Kandidaten mit den meisten Stimmen (15. Juni).


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