von Hans Gerd Göbert
Der neue Lenneper Bezirksbürgermeister ist aus einer gemeinsamen Liste von SPD und CDU hervorgegangen. Man wählt das Mittel der gemeinsamen Listen, ein ebenso praktikabler wie genialer Schachzug, wenn einem nichts mehr einfällt und man sich nicht sicher mehr ist, wer von den Kleinen seine Kandidaten zum Vorsitzenden oder Stellvertreter unterstützt. Das lästige Werben um deren Stimmen ist man los, und man kann in Zukunft nach Herzenslust agieren. So dürfte es sich voraussichtlich auch in den anderen Gremien abspielen, wo noch Vorsitzende und deren Stellvertreter zu besetzen sind. Auch eine Große Koalition im Rat könnte bereits die logische Folge dieser Absprachen sein. Das klingt auf den ersten Blick simpel und verlockend, bietet über den Zeitraum von sechs Jahren allerdings auch ein paar Fallstricke.
Es bereitet nämlich auch den idealen Nährboden für unzufriedene Parteisoldaten, die so manche Kröte aus dem anderen Lager präsentiert bekommen, die sie im Zuge des Fraktions-zwanges schlucken sollen. Man muss das eigene Personal somit ständig von den Vorschlägen des Koalitionspartners überzeugen. Selbst dann, wenn sie den Vorstellungen jedes einzelnen zuwider laufen.
Wieso, das funktioniert doch in Berlin auch? Sicher, aber die Mitglieder des Bundestags sitzen sehr weit weg von ihren Wählern. Vor Ort aber treffen die gewählten Volksvertreter ständig den einen oder anderen Nachbarn an der Ecke: Warum habt ihr denn diesen Blödsinn der CDU - oder im Umkehrschluss der SPD - schon wieder mitgemacht? Dafür hatte ich Dich eigentlich nicht gewählt, denn imerhin war ich einer von den standhaften 43 Prozent der Nochwähler. Das werde ich mir merken.
Außerdem müssen sich die Volksparteien nahezu immer einig sein, und bei wichtigen Abstimmungen sollte tunlichst niemand fehlen oder gegen den Fraktionsstrom anschwimmen. Geht nicht? Wieso, das geht im Bundestag doch auch, wie einer der beliebtesten MdB namens Bosbach schon öfter unter Beweis gestellt hat. Ansonsten fängt das ungeliebte Werben um die Kleinen doch wieder an, und wie die sich dann verhalten würden, weiß heute noch keiner zu sagen. Das wird nicht alles wie das Messer durch die Butter gehen. Durch die jetzige Vorgehensweise sind wechselnde Mehrheiten vielleicht gar nicht so weit aus dem Focus entschwunden, wie mancher momentan denken mag. Was wiederum sehr basisdemokratisch sein könnte. Aber halt ein wenig komplizierter.
Herrn Kötter und Frau Czylwik darf man zu ihrer Wahl herzlich gratulieren. Es sind gestandene Kommunalpolitiker,wie ihre Kolleginnen und Kollegen in den anderen Bezirksvertretungen, die sicher auch schon gemeinsam gelistet sein dürften, Sorgen und Nöte in den Stadtteilen vor Ort bestens kennend. Und vielleicht werden dann Ausgleichsmaßnahmen für gefällte Bäume im Südbezirk auch einmal dort realisiert, statt wie in der Vergangenheit fast immer in Lennep.Ist nur so eine Idee von mir.