Waterbölles-Kommentar
"Ämterhaus
muss einen Namen tragen und Fahnen erhalten!", forderten Ende Dezember
CDU und SPD in einem gemeinsamen Antrag. Gestern nun stimmten die Mitglieder
der Bezirksvertretung Alt-Remscheid darüber ab und stimmten zu. In einer Kampfabstimmung:
Acht Stimmen dafür, zwei Enthaltungen (Grüne) und sieben Nein-Stimmen wurden
gezählt. Zu Letzteren gehörte auch die von Sigmar Paeslack (SPD). Gut gemacht,
Genosse! Man muss schließlich nicht alles gut heißen, was die lokale
Parteispitze vorgibt.
Beatrice Schlieper von den Grünen hatte zu Beginn der
Diskussion süffisant aus dem Antrag zitiert: Das Ämterhaus muss einen Namen
tragen und Fahnen erhalten Und sie hatte daran die Frage geknüpft: Muss es
das wirklich? Und ob davor Fahnen wehen, ist so interessant, als ob in China ein
Sack Reis umfällt! Trefflich gesagt.
Auch Fritz Beinersdorf von den Linken (er meldete sich aus
dem Kreis der Zuhörer zu Wort) rieb sich an den gewünschten Fahnen: Da wäre
eine ordentliche Klimaanlage in dem Gebäude weitaus wichtiger! Eine
berechtigte Forderung nach dem, was man sich über das ungesunde Klima in der
großen Wartehalle erzählt.
Ein neuer Name für das Ämterhaus?! Haben die
Kommunalpolitiker eigentlich nichts Wichtigeres zu tun? Ein neuer Name das wäre
dann bereits der dritte. Denn eigentlich heißt das Gebäude in den offiziellen
Presseverlautbarungen der Stadtverwaltung ja Dienstleistungszentrum. Daraus
macht der Waterbölles dann jedes Mal Ämterhaus. Dieser Begriff ist den Bürgern
weit geläufiger. Den Antragstellern erscheint er offenbar zu profan. Sie
meinen, mit der Personifizierung öffentlicher Gebäude steige die
Identifikation der Einwohnerinnen und Einwohner mit ihrer Stadt. Dies könne
ein Beitrag sein, damit wir alle gemeinsam stolz auf Remscheid sind. Mit der
gleichen Begründung könnte man auch das Rathaus nach einem früheren
Oberbürgermeister benennen.
Fahnen vor dem Gebäude am Ebertplatz wird es wohl auch
künftig nicht geben. Denn für freiwillige Leistungen (auch dieser Art) hat die
finanzschwache Stadt bekanntlich kein Geld. Aber nachdem die Bezirksvertretung
Alt-Remscheid gestern dem Antrag mit knapper Mehrheit zugestimmt hat, wird den
Bürgern wohl ein Ideenwettbewerb Ämterhaus nicht erspart bleiben. Mein
Vorschlag: Ämterhaus. Denn Ironie und Wahrheit zugleich: Ämter (Bürokratie)
bleiben, Personen aber sind vergänglich; das Wirken Prominenter (Politiker)
wird nicht selten von der Gesellschaft sehr verschieden beurteilt. Und schließlich:
Warum sollten die Bürgerinnen und Bürger auf diese Stadt stolzer als bisher
sein, nachdem das Ämterhaus personifiziert worden ist.