Ende des Leerstands: Grünes Licht für Einzelhandel, titelte der Waterbölles am 5. März, nachdem die Bezirksvertretung (BV) Lennep Plänen des Kölner Architektenbüro Fischer+Fischer und der Bocholter Ten Brinke Projektentwicklung GmbH zugestimmt hatte, die in dem unter Denkmalschutz stehenden, ehemaligen Hertie/Karstadt-Kaufhaus in Lennep einen Vollsortimenter (Edeka?) und in einem neuen Flachbau nebenan einen Discounter (ALDI/(Edeka?) vorsehen. Dafür gab die BV damals auch eine 220 Quadratmeter große, ungenutzte Fläche des Hardtparks zur Bebauung frei. Die Kommunalpolitiker verbanden ihre Zustimmung damals mit der Option, dass sich die in der Sitzung Projektleiter Christian Braun vorgestellten Pläne im Verfahren nicht mehr wesentlich verändern.
Gestern nun kam Christian Braun erneut in eine Sitzung der BV - sie fand im evangelischen Gemeindezentrum in Bergisch Born statt - und bekannte, man benötige von der Stadt noch 147,2 Quadratmeter des Bürgersteigs für eine Rollrampe, damit Kunden ihren Einkaufswagen mit zum Parkplatz nehmen könnten. Dadurch werde sich der Bürgersteig an der schmalsten Stelle bis auf 2,15 Meter verengen, aber auch dann sei noch genug Platz für zwei Kinderwagen im Begegnungsverkehr. Zum Vergleich: Ein normaler Bürgersteig hat eine Breite von einem bis 1,20 Meter, wie Claus-Thomas Hübler vom Zentraldienst Stadtentwicklung und Wirtschaft ausführte. Er entschuldigte sich bei den BV-Mitgliedern dafür, dass die Zeit für eine schriftliche Vorlage nicht mehr gereicht habe. Zunächst habe man angenommen, die zusätzlich benötigte Fläche vertraglich zur Verfügung stellen zu können. Das sei aber nicht möglich; am förmlichen Entwidmungsverfahren, das am 24. September in einen Ratsbeschluss münde, komme man nicht vorbei.
Gerade mal ein paar Stunden alt war der Beschlussvorschlag, den Hübler gestern verlas. Hierzu stellte Bezirksbürgermeister Markus Kötter ein mehrheitsfähiges Meinungsbild her, d.h. er ließ abstimmen, sozusagen probeweise. Ergebnis: 7 Ja-Stimmen, drei Nein und eine Enthaltung. Die Verwaltung kann somit davon ausgehen, dass der der Eilbeschluss der BV Lennep, der in den Sommerferien gefasst werden muss, den Rat am 24. Oktober auch erreichen wird. Zurückholen könnte die BV ihn ohnehin nicht mehr; ihre nächste Sitzung ist erst am 21. Oktober.
Aber die Mehrheit für den Verzicht auf die Gehwegfläche war gestern ja deutlich. Ursula Czylwik (SPD) meinte, die BV habe einmal Ja zu dem Projekt gesagt, dann müsse sie jetzt auch B sagen. Das rettet das historische Kaufhaus und wird Leben nach Leben bringen! Das eine bejahte Dr. Heinz Dieter Rohrweck, das andere verneinte er: Der Umbau ist korrekt. Aber was da hinein soll, hat vier Buchstaben: M.I.S.T. Wegen eines Lebensmittelmarktes fährt niemand von Rade oder Wermelskirchen nach Lennep. Und der eine neue wird zwei Geschäftsschließungen nach sich ziehen! Auch Herta Rohrweck lehnte den Plan deshalb ab, wie schon im März. Das Ehepaar vertritt nicht die Meinung seiner Partei, wenn sie meint, diese Art von Stadtplanung wird Remscheid sukzessiv kaputt machen!