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Sozialarbeiter Daniel Schmidt vor großer Aufgabe

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Entwicklungsarbeit im "Quartier Süd", dem Südbezirk, wird schon seit 14 Jahren geleistet. Speziell auf dem Rosenhügel. Ab 2008 auch auf dem Hohenhagen. Und nun also im Rahmen eines neuen Modellprojekt des Landes NRW im gesamten Südbezirk mit Zentralpunkt, Neuenkamp, Fichtenhöhe, Wüstenhagen, Bökerhöhe, Mixsiepen, Struck, Falkenberg, Ehringhausen und Bliedinghausen. Das ist ab 1. April das neue Wirkungsfeld von Daniel Schmidt. Die Stadt Remscheid hat den bekannten Remscheider Marathonläufer, im März 2012 als „Sportler des Jahres“ geehrt, als Koordinator des Projektes „Altengerechte Quartiersentwicklung Remscheid-Süd“ eingestellt. Dafür übernimmt das Land Nordrhein-Westfalen bis zum 31. Januar 2018 die Personal- und Sachkosten, pro Jahr 40.000 Euro. Den Bewilligungsbescheid erhielt Sozialdezernent Thomas Neuhaus gestern aus der Hand von  Martina Hoffmann-Badache, Staatssekretärin im Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes NRW. Sie nahm zusammen mit der Referatsleiterin Ursula Bothe auch an der Pressekonferenz teil, auf der Neuhaus Daniel Schmidt als neuen Mitarbeiter im Fachdienst Jugend, Soziales und Wohnen der Stadt Remscheid vorstellte. Der 30-Jährige hatte im Februar sein Bachelor-Studium in Köln (Sozialarbeiter) erfolgreich abgeschlossen – nach vorausgegangener Ausbildung im Sana-Klinikum als Krankenpfleger. Von letzterem zeigte sich die Staatssekretärin angenehm überrascht; das werde ihm bei seiner neuen Arbeit sicherlich nutzen. Schließlich geht es bei dem angestrebten „altengerechten Quartier“ darum, den Menschen auch bei eintretendem Hilfebedarf den Verbleib im vertrauten häuslichen Umfeld / in der vertrauten Umgebung so lange wie möglich zu ermöglichen. Das aber erfordert „eine ganzheitliche Ausrichtung der sozialen wie pflegerischen Infrastruktur und die Schaffung zielgruppen-spezifischer Zugänge zu Unterstützungs- und Hilfsangeboten“. Kommentar von Elke Rühl, der Vorsitzenden des Seniorenbeirats: „Da kommt auf Daniel Schmidt viel Arbeit zu!“ Die grüne Landtagsabgeordnete Jutta Velte freute sich: „Dieses Projekt wird Remscheid gut tun. Auch den Migranten. Denn die werden auch älter!“

Von „maßgeschneiderten, bedarfsgerechten Konzepten“ hatte Ministerin Barbara Steffens gesprochen, als sie das Projekt im vergangenen Jahr in Düsseldorf vorstellte. Der Hintergrund: Bis 2050 sagen Prognosen für Nordrhein-Westfalen eine Zunahme der Zahl der über 65-Jährigen von 3,6 Millionen auf 4,9 Millionen voraus. Rund ein Drittel der Bevölkerung wird dann über 65 Jahre alt sein; derzeit ist es etwa ein Fünftel. Der Anteil der über 80-Jährigen wird sich von 0,9 Millionen auf 2,2 Millionen mehr als verdoppeln. Zugleich wird die NRW-Gesamtbevölkerung um 2,2  Millionen Menschen abnehmen. Und auch Remscheid muss mit einer rückläufigen Bevölkerungsentwicklung rechnen. Im Südbezirk seien schon jetzt mehr als 21 Prozent der Bevölkerung über als 65 Jahre alt bzw. 1.425 Personen älter als 80 (Anteil: sechs Prozent), wusste Daniel Schmidt zu berichten. Als Projektkoordinator wird er ein Büro im Stadtteilzentrum Rosenhügel beziehen und von dort aus die die altengerechte Stadtteilarbeit im gesamten Stadtbezirk Remscheid-Süd koordinieren im Sinne der Anforderungen des Alten- und Pflegegesetzes und in Zusammenarbeit  mit einer Lenkungsgruppe und der Quartierskonferenz. Das bedeutet im Einzelnen:

  • den Aufbau von Prävention und von Versorgungsnetzwerken
  • die Initiierung altengerechter Bau- und Wohnprojekte
  • den Aufbau und die Stärkung von Nachbarschaftshilfen und -initiativen
  • die Initiierung wohnungsnaher Entlastungs- und Unterstützungsangebote für pflegende Angehörige
  • die Initiierung von Engagement-Möglichkeiten sowie von teilhabeorientierten und gesundheitsfördernden Maßnahmen.

Die sieben Handlungsfelder, für die im Sinne der Projektziele zunächst eine detaillierte Bestandsaufnahme erfolgen soll, sind folgende:

  • Information und Beratung (Ziel: Ausreichende Informationsmöglichkeiten über Angebote im Quartier und Beratung über in Frage kommende Hilfen)
  • Infrastruktur und Mobilität (Ziel: Möglichkeit der bedarfsgerechten Sicherstellung der Versorgung im näheren Umfeld)
  • Alltagshilfen, Unterstützung, Gesundheit, Pflege (Ziel: Schaffung von Strukturen und - präventiven - Angeboten, die bedarfsgerechte Hilfe und Unterstützung sicherstellt)
  • Begegnung und Nachbarschaften, soziale Netzwerke (Ziel: Niederschwellige Möglichkeiten zur Befriedigung des Bedürfnisses nach Begegnung, Kommunikation und Sicherheit)
  • Beteiligung/Vernetzung und bürgerschaftliches Engagement (Ziel: Beteiligung der Bewohner bei der Ausgestaltung ihres Quartieres und Ausbau ehrenamtlicher Netzwerke im Quartier)
  • Wohnen und Wohnumfeld (Ziel: Adäquate Wohnmöglichkeiten und altengerechtes Wohnumfeld im Quartier)
  • Freizeit, Kultur und Bildung (Ziel: Information über und barrierefreier Zugang zu Freizeitangeboten, kulturellen Angeboten und Bildungsangeboten im Quartier)

Auf diese Weise soll der Südbezirk Vorbild werden für die altengerechte Entwicklung in den anderen Remscheider Stadtbezirken. Er sei ausgewählt worden wegen der dort bereits bestehenden vielfältigen Netzwerke und Strukturen, sagte Thomas Neuhaus. Bezirksbürgermeister Stefan Grote wertete dies auch als Zeichen der Anerkennung für die Arbeit des Bürgervereins unter dem Vorsitz von Manfred Saure. Der zeigte sich zuversichtlich: „Der Rosenhügel kommt weiter voran!“ Als jüngstes Beispiel nannte er die neue Kita „Confetti“.

Durch die finanzielle Förderung eines Quartiersmanagers für jeweils ein Quartier je Kreis / kreisfreie Stadt will die Landesregierung die Entwicklung von "altengerechten Quartieren" unter Beachtung kulturspezifischer Belange anstoßen. Das schließt Migrantenwünsche für ein Leben und Wohnen im Alter mit ein. Letzteres begrüßte gestern im Namen Migrantenvereine Salih Temizyürek, Mitglied des städtischen Integrationsrates.

„Bedarfsgerechte Lösungen unter Berücksichtigung der Belange der Bürger“ bedeutet, dass das Land, die Stadt und auch der neue Projektkoordinator Daniel Schmidt von den Menschen im Südbezirk erwarten, dass sie sich selbst den Kopf zerbrechen über ihre Zukunft, d.h. Eigeninitiative entwickeln, statt nur auf Dienstleistungen anderer zu hoffen. Jutta Velte: „Es gilt, die verborgene nachbarschaftliche Solidarität wieder hervor zu kitzeln!“ Daniel Schmidt: „Ich sehe mich als Impulsgeber für viele unterschiedliche Akteure.“ Und als Leistungssportler fügte er hinzu: „Wenn ich dafür keine Chance sehen würde, bräuchte ich erst gar nicht an den Start zu gehen!“


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