Trockene Tücher sehen anders aus. In denen steckt Haus Cleff noch lange nicht. Das bedeutendsten Parizierhaus des Bergischen Landes aus der Rokoko-Zeit ist Teil des Historischen Zentrums der Stadt Remscheid in Hasten. Und in der heutigen Sitzung des Kulturausschusses im Deutschen Werkzeugmuseum gleich nebenan steht ein Konzept zur künftigen inhaltlichen Positionierung von Haus Cleff im Gesamtkontext des künftigen Historischen Zentrums Remscheid sowie den Grundsätzen einer denkmalgerechten Sanierung auf der Tagesordnung. Das lässt die Trockenen Tücher bei allen noch bestehenden Unwägbarkeiten zumindest erahnen, so dass mit der Zustimmung des Kulturausschusses zu rechnen ist. Die Fragezeichen lesen sich im Beschlussvorschlag der Verwaltung so: Nach Abschluss der Kostenermittlung sowie der Definition der erforderlichen Baumaßnahmen wird ein Grundsatzbeschluss des Rates der Stadt im 2. Halbjahr 2016 angestrebt. Die Umsetzung des Gesamtkonzepts steht unter dem Finanzierungsvorbehalt künftiger Haushaltsjahre sowie einer erfolgreichen Drittmittelakquise.
Ein neues Museumskonzept hatte Dr. Andreas Wallbrecht (55), der neue Chef des Historischen Zentrums, den Mitgliedern der Bezirksvertretung (BV) Alt-Remscheid im Dezember angekündigt. Beim HIZ komme es auf ein schlüssiges Gesamtkonzept an, sagte er Anfang dieses Jahres den Mitgliedern des Fördervereins Haus Cleff e.V. Dass dazu auch eine deutliche Verzahnung von Werkzeugmuseum und Haus Cleff gehören werde, hatte er bereits im Oktober betont. Das nun vorliegende Gesamtkonzept enthält, so die Verwaltung, für Haus Cleff ein schlüssiges und umsetzbares bauliches Sanierungskonzept, (...) belastbare, zukunftsorientierte Überlegungen zur künftigen musealen und öffentlichen Nutzung des Gebäudes und stellt zugleich das Historische Zentrum Remscheid mit seinem einzigartigen Ensemble an historischen und modernen Gebäuden in den Focus einer ganzheitlichen Betracht und Zukunft. Zusammenfassend heißt es in dem Konzept: Remscheid war und ist die wichtigste Region für die Werkzeugherstellung und dessen Handel in Deutschland. Das Historische Zentrum Remscheid bietet mit seinem einzigartigen Ensemble an historischen und modernen Gebäuden einen hervorragenden Einblick in die gesamte Bandbreite der Geschichte der Werkzeugindustrie. Einerseits das bedeutendste Patrizierhaus des Bergischen Landes, das Haus Cleff, das besonders in Kombination mit dem Park Cleff für den Handel und für die Präsentation von Macht und Reichtum steht. In diesen Kontext ist auch das Kontorgebäude zu rechnen. Andererseits wurde an diesem Ort seit dem Ende des 19. Jahrhunderts produziert. Belege dafür sind das Haus Berger und die dazugehörige Shedhalle. Dieses außergewöhnliche und deutschlandweit einmalige Ensemble muss erhalten und für die Öffentlichkeit erschlossen und erlebbar gemacht werden.
Das Gesamtkonzept setzt sich aus fünf Bausteinen zusammen, die größtenteils zeitlich unabhängig voneinander abgearbeitet werden können: Das Deutsche Werkzeugmuseum mit dem Kontor und der Halle Berger, das Haus Cleff als Doppel-Patrizierhaus, der angrenzende Park, das Haus Berger und das Haus Hastener Str. 125 nebst Parkplatz. . Zitat: Aktuell steht das Haus Cleff aufgrund des Schädlingsbefalls und der dadurch hervorgerufenen starken baulichen Schädigung im Vordergrund. Während der Sanierungsarbeiten und nach Fertigstellung werden in diesem besonderen Gebäude zwei Ausstellungs- und eine Veranstaltungsebene konzipiert und gestaltet. Hierdurch wird eine Einheit mit dem Deutschen Werkzeugmuseum, neben dem historischen auch ein kulturelles Zentrum sowie ein Identifikationspunkt für die Bewohner des Hastens geschaffen. Die anderen Bausteine betreffen die zeitgemäße Neugestaltung des Deutschen Werkzeugmuseums, des Hauses Berger sowie des Umfeldes des Ensembles. In diesem Zusammenhang soll die gesamte Infrastruktur an den Standard eines Deutschen Werkzeugmuseums angepasst werden. Die schrittweise und langfristige Umsetzung des Gesamtkonzeptes wird das Historische Zentrum Remscheid mit den herausragenden Komponenten Haus Cleff und Deutsches Werkzeugmuseum zu einem Leuchtturm mit überregionaler Strahlkraft machen.
Remscheid ist die wichtigste Wiege und eines der größten Zentren der Werkzeugherstellung und des -handels in Deutschland. Die Geschichte des Werkzeugs reicht hier sicher bis ins Mittelalter zurück. Im 18. und 19. Jahrhundert erlebte die Fertigung ihren Höhepunkt. Die industrielle Produktion setzte sich dann im 20. Jahrhundert durch und eine große Anzahl der wichtigen Produktionsstätten lebt in heutigen Weltmarktfirmen weiter, heißt es einleitend. Die besten Werkzeuge, die größten Innovationen und die ausgereiftesten Speziallösungen stammen immer noch aus Remscheid und der direkten Umgebung. Qualitätswerkzeug Made in Germany das ist ein Synonym für Remscheid. Die beiden anderen Zentren liegen in Schmalkalden in Thüringen und in Esslingen in Baden-Württemberg. Das Historische Zentrum Remscheid weist ein mindestens deutschlandweit einmaliges Ensemble historischer Gebäude und Hinterlassenschaften aus der Geschichte der Werkzeugherstellung und des handels auf, so dass hier eindeutig ein Alleinstellungsmerkmal gegeben ist. Dieses Ensemble gilt es zu erhalten und zukunftsweisend auszubauen, damit es bundesweite Strahlkraft mit dem Deutschen Werkzeugmuseum im Mittelpunkt erhält. (In den folgenden Tagen wird der Waterbölles die Bausteine des Gesamtkonzepts einzeln vorstellen)