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Landes- und Bundesförderung der VHS stark gefährdet

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Über „zwei neue Mitarbeiterinnen im Bildungszentrum“ berichtete der Waterbölles am August 2012: Eine davon war die studierte Romanistin und Germanistin Radka Lemmen (sechs Sprachen). Sie hatte zum 1. August in der Nachfolge von Nicole Hauser-Grüdl, die mit der Leitung des Kommunalen Bildungszentrums betraut worden war, die „Fachbereichsleitung Fremdsprachen“ der VHS übernommen. Allerdings nicht auf einer Vollzeitstelle, sondern in Teilzeit mit 19,5 Wochenstunden. Dass der Rat der Stadt die Stelle am 7. April rückwirkend zum 1. Januar für zwei Jahre auf 29 Stunden aufgestockt hatte, anscheinend ohne klare Überstunden-Regelung, drang dann von der Chefin Nicole Grüdl-Jacobs zu Radka Lemmen erst am 24. Mai durch. Einen Tag später warf sie entnervt das Handtuch.
Entnervt auch dadurch, dass Ende 2015 Sona Zarkayan, Mutter von zwei jüngeren, schulpflichtige Kindern, aus der VHS ausgeschieden war. Nicht aus freien Stücken, sondern weil ihr Semestervertrag als Dozentin ausgelaufen und ihr für das 1. Semester 2016 kein Anschlussvertrag angeboten worden war, wie es heißt. Dabei hätte Sona Zarkayan für ihre Familie, die vor einigen Jahren Eigentum gekauft hatte, gerne Planungssicherheit gehabt. Für Radka Lemmen war die junge Frau eine große Entlastung, weil sie sich beispielsweise in Überstunden um Einstufungstests von neuen Sprachkurs-Teilnehmern kümmerte. Das fiel dann Anfang 2016 weg. Und Radka Lemmen saß weiter auf einer Stelle mit 19,5 Wochenstunden. Verantwortungsvolle Personalplanung an höherer Stelle? Die Frage steht im Raum.

In der Verwaltungsvorlage 15/2523 zur gestrigen Ratssitzung steht davon natürlich nichts. Auch nicht davon, dass sich Radka Lemmen an ihrer neuen Arbeitsstelle (Vollzeit und mit gleicher Arbeitsthematik) sehr wohl fühlt, wie aus dem Kreis der früheren Kolleginnen und Kollegen verlautete. Offenbar habe sie verantwortungsbewusste, nette Chefs, die sie fair behandeln und ihre Kompetenzen sehr schätzen. Verwaltungsvorlagen, in denen es menschelt, sind nun mal nicht vorgesehen. Wohl aber wird darin die „extreme Nachfrage nach Integrationskursen und Sprachförderkursen für Flüchtlinge“ bestätigt, die zur Aufstockung der Stelle geführt hatte und die – bei der stark gestiegenen Zahl von Flüchtlingen in Remscheid. – auch kein Wunder ist.

Da wurde und wird in der VHS jeder Mann und jede Frau gebraucht. Um etwa Anfang Juni knapp 30 motivierten Teilnehmern von zwei Alphabetisierungskursen die notwendige Anschlussförderung sicherzustellen. Das aber erfordert für das 2. VHS-Semester im Bereich Fremdsprachen / Integration ausgehandelte und unterschriebene Honorarverträge mit den freiberuflichen Dozenten. Das ist Aufgabe der Stelle „Fachbereichsleitung Fremdsprachen“, und ist nun vakant.

Gegenüber der Politik las sich das gestern so: „Aufgrund eines überraschenden Arbeitgeberwechsels steht die bisherige Stelleninhaberin nicht mehr zur Verfügung. Durch die plötzliche Vakanz der Stelle sieht sich der Fachdienst D 4.44 massiven Schwierigkeiten gegenüber, insofern eine fundierte Einarbeitung in das Arbeitsgebiet nicht erfolgen konnte und eine geregelte Übergabe des Arbeitsplatzes nicht möglich war.“ Das allein ist schon schwierig genug. Hinzu kommt, dass Nicole Grüdl-Jacobs auch die Vertretung der Fachbereichsleitung abhandengekommen ist, sprich: Dr. Christos Litsakis, Leiter des VHS-Bereichs „Arbeit, Beruf, EDV, Firmenkurse, Persönlichkeitsentwicklung“, war Ende Dezember 2015 altersbedingt in aller Stille ausgeschieden. Diese Stelle soll erst m August nachbesetzt werden. Angeblich soll es auch einen Bewerber auf die (für ein Jahr befristete!) Stelle geben...

Das Fazit der gestrigen Vorlage kurz und knapp: „Das Kommunale Bildungszentrum befindet sich in einer Notlage, der zwingend mit sofortiger Wirkung Abhilfe geschaffen werden muss. Aufgrund der knappen Personalressourcen (von insgesamt drei im Gebäude der Zentralbibliothek angesiedelten Bereichsleitungsstellen ist derzeit nur eine besetzt), können die 29 Wochenstunden der Stelle Fremdsprachen/Integration schlichtweg nicht aufgefangen werden. Es ist entsprechend absehbar, dass ohne sofortige Stellenneubesetzung der gesamte Integrationskursbereich der Abteilung Volkshochschule binnen der nächsten Wochen zusammenbrechen wird.“ (Zitat Ende)

Und damit noch nicht genug:  Ohne sofortige Stellenneubesetzung seien „sowohl die Zulassung der VHS als Integrationskursträger als auch die Landes- und Bundesförderung der Abteilung (in Summe: 457.730,90 € laut Rechnungsergebnis 2015) nachhaltig gefährdet“, teilte Kulturdezernent Dr. Christian Henkelmann dem Rat mit. Das Kommunale Bildungszentrum beantrage deshalb die sofortige Wiederbesetzung der vakanten Stelle; sie sei „gemäß WbG NW verpflichtend und wird vom Land p.a. mit 25.565 Euro (51.130 Euro p.a.  pro Vollzeit-Stelle) mit finanziert“. Eine eindeutige Ansage, die die Ratsmitglieder auch so verstanden – und der Wiederbesetzung ohne Diskussion oder Nachfragen zustimmten.

Weil das Thema zu brisant erschien? An offenen Fragen hätte es gewiss nicht gemangelt. Wenn man denn die richtigen Antworten hätte hören wollen – und auch bekommen hätte. “Die Steuerungsprozesse seien in einer Stadtverwaltung ebenso wichtig wie in der „freien Wirtschaft“, war am Mittwoch eine der Erkenntnisse der Remscheider Wirtschaftsjunioren nach ihrem fünfstündigen Besuch im Rathaus. Ein solcher Steuerungsprozess gelingt umso besser, je klarer die Vorhaben / Aufgaben und die Nachfragen / Kontrollen sind. Merke: Nur wer nichts hören, nichts sehen und auch nicht reden will, setzt ausschließlich auf Vertrauen.


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