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Frank Dehnke zu „Basel III“ und Sparkassengewinnen

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Frank Dehnke.Im Oktober diskutierte der Rat der Stadt intensiv über die Gewinnverwendung der Stadtsparkasse. Einzelne Ratsmitglieder sprachen sich dafür aus, den Bilanzgewinn aus dem Jahr 2012 in Höhe von 1,4 Millionen Euro in den Haushalt der Stadt fließen zu lassen. Doch zunächst benötigt das Kreditinstitut seinen Gewinn zur Erhöhung seines Eigenkapitals. Im Interview erklärt Frank Dehnke, Vorstandsvorsitzender der Stadtsparkasse, die Hintergründe und die neuen Vorschriften von „Basel III“.

Was verbirgt sich hinter dem Begriff „Basel III“?

Dehnke:„Basel III“ steht für das neue Regelwerk des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht, das am 16. Dezember 2010 als Reaktion auf die Finanzkrise veröffentlicht wurde. Ziel ist es, das Finanzsystem auf ein tragfähiges Fundament zu stellen, um das Risiko neuer Krisen einzugrenzen. Dazu wurden insbesondere die Eigenkapitalvorschriften weiter verschärft.

Was macht das Eigenkapital für ein Kreditinstitut so wichtig?

Dehnke: Als Sparkasse versorgen wir die Bürgerinnen und Bürger sowie die mittelständische Wirtschaft in Remscheid mit Krediten. Als Marktführer kommt uns hier eine besondere Verantwortung zu. Bei jedem Kredit besteht trotz aller vorangegangenen Prüfungen grundsätzlich das Risiko, dass er nicht zurückgezahlt wird. Das Eigenkapital – so der Grundgedanke der Baseler Vorschriften – federt mögliche Ausfälle ab und sichert die jederzeitige Zahlungsfähigkeit des Kreditinstituts.

Inwiefern wurden die Vorschriften durch „Basel III“ verschärft?

Dehnke: Die Anforderungen an die Quantität und Qualität des Eigenkapitals erhöhen sich deutlich gegenüber den bisherigen Regelungen von „Basel II“. Ab dem Jahr 2019 müssen wir, um die neuen Anforderungen nachhaltig zu erfüllen, deutlich mehr Eigenkapital vorhalten als heute. Bezugsgröße sind die risikogewichteten Kredite und sonstigen Anlagen der Sparkasse, bei denen noch zusätzlich eine Verschärfung der Anrechnung erfolgt.

Das klingt nach einer großen Herausforderung. Wie wollen Sie das schaffen?

Dehnke: Wir sind seit jeher eine eigenkapitalstarke Sparkasse und erfüllen per heute bereits die neuen Mindestanforderungen. Darum beneiden uns viele andere Institute. Die Mindestanforderungen sind aber nicht unser Anspruch, zumal weitere Verschärfungen der Anforderungen in den nächsten Jahren nicht ausgeschlossen sind. Wir wollen und werden auch in Zukunft in guten und schlechten Zeiten der Garant für die notwendige und wichtige Kreditversorgung in Remscheid sein; und dafür reicht das Mindesteigenkapital nicht aus.

Um das Eigenkapital der Stadtsparkasse zu erhöhen, nutzen Sie den erwirtschafteten Bilanzgewinn. Gibt es keine anderen Möglichkeiten?

Dehnke: Nein. Als Sparkasse können wir unser Eigenkapital ausschließlich durch die Zuführung des Bilanzgewinns in die Sicherheitsrücklage erhöhen. Anders als andere Institute können wir zum Beispiel keine Kapitalerhöhung durch Ausgabe neuer Aktien herbeiführen. Deshalb sind wir auf ordentliche Gewinne angewiesen und müssen sie vor einer möglichen Ausschüttung im Unternehmen halten, bis wir die geplanten Eigenkapitalanforderungen erfüllen.

In zwei Jahren feiert die Stadtsparkasse Remscheid ihr 175-jähriges Bestehen. Wird „Basel III“ etwas an der Sparkasse ändern, wie wir sie kennen?

Dehnke: Als Sparkasse haben wir ein tragfähiges Geschäftsmodell, mit dem wir uns in der Finanzkrise als Stabilitätsanker erwiesen haben. In dieser Zeit haben wir viele neue Kunden gewonnen. Unsere lokale Verwurzelung, die Kenntnis der regionalen Gegebenheiten und die kurzen Entscheidungswege vor Ort sind ein Erfolgsmodell für uns und unsere Kunden. Daran ändert auch „Basel III“ nichts.

Wird die Sparkasse in naher Zukunft Gewinne an die Stadtkasse überweisen?

Dehnke: Die Stadt hat in ihrem Zahlenwerk eine Ausschüttung unserer Sparkasse in Höhe von jährlich 1,2 Mio. Euro eingeplant. Diesen Betrag sollen wir zusätzlich zu den ca. 500.000,-- Euro leisten, die wir jährlich für Soziales, den Sport und Umweltprojekte bereitstellen. Da wir uns unserer Verantwortung für Remscheid bewusst sind, werden wir alles daran setzen, in diesem Umfang bei der städtischen Haushaltskonsolidierung zu helfen. Dies wird aber nicht geschehen, sofern die Sparkasse dadurch selbst geschwächt werden würde.


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