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Channel: Waterbölles - Kommunalpolitik
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Kann ein "CityTree" wirklich 175 Bäume ersetzen?

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„Die Feinstaubproblematik lösen: Einsatz von „CityTrees“ auch in Remscheid sinnvoll?“, hat die CDU-Fraktion eine Anfrage zur Sitzung des Ausschusses für Bürger, Umwelt, Klimaschutz und Ordnung am morgigen Dienstag überschrieben. Sie verweist darin auf die so genannten „CityTrees“ der Berliner Green City Solutions GmbH. Diese mit Moos befüllten, ca. vier Meter hohen Wandtafeln, die mit Folien, Schildern, LED-Bildschirm und sogar WLAN ausgestattet werden können, seien inzwischen bereits in den Innenstädten von Berlin, Dresden, Essen, Jena, Oslo und Hongkong zu finden. „Der weltweit erste Bio-Tech-Filter zur nachweisbaren Verbesserung der Luftqualität“, preist die Startup-Firma Green City Solutions ihre neues Produkt an. Und die CDU greift das auf: „Eine grüne Technologie, die unser Feinstaubproblem gleichsam „frisst“, wäre aus unserer Sicht zu begrüßen. Allerdings muss sie auch praxistauglich sein. Daher bitten wir die Verwaltung, sich einmal mit dem Angebot des Herstellers sowie den Erfahrungen in anderen Kommunen mit den „City Trees“ vertraut zu machen und die Übertragbarkeit auf Remscheid zu prüfen.“

Ein wenig mehr Eigenrecherche im Internet hätte die CDU zum Essener Hauptbahnhof geführt. Dort hatte die Deutsche Bahn im April für 25.000 Euro zwei moosbeflanzte „CityTrees“ im und vor dem Bahnhof aufstellen lassen in der Hoffnung, dass sie pro Jahr etwa 140 Kilo Schadstoffe aus der Luft filtern werde, eben so viel wie 550 Bäume. Doch nur der im Außenbereich stehende „CityTree“ gedeiht, während der im Hauptbahnhof braune und gelbe Stellen aufweist, zu vergilben scheint.

Der Erfinder der „City Trees“ erklärt, das Moos auf den Wänden binde, geschützt von Deckpflanzen, Feinstaub und Stickoxide und kühle gleichzeitig die Luft. Das trifft sicherlich zu. Die Frage ist nur: In welchem Ausmaß? Entspricht der Wirkungsgrad einer 14 Quadratmeter großen Mooswand tatsächlich dem von 275 Bäumen? Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv), hat da so seine Zweifel. Auch das ist nachzulesen im Internet – beim Magazin „Colibri“. Dort wird Birgit Kaiser de Garcia, Pressesprecherin des LANUV mit den Worten zitiert: „Die Filterwirkung wird überschätzt.“ Das neue Licht und die neue Bepflanzung könnten den „CityTree“ im Essener Bahnhof bestimmt verbessern, effektiv sei er trotzdem nicht: „Auch wenn sie planmäßig funktionieren, können sie /die „City-Trees“) das Problem nicht lösen.“ Und dem Internetmagazin „Der Westen“ sagte Birgit Kaiser de Garcia: „Es gibt bisher keinen wissenschaftlichen Nachweis dafür, dass die Pflanzen und Moose Feinstaub und Stickstoffdioxid filtern können.“ Auf Labortests allein könne man sich eben nicht verlassen. Die Berliner Firma hat inzwischen eine zweijährige Messaktion angekündigt: An sechs „City Trees“ soll in Italien die Wirksamkeit überprüft werden.

Waterbölles-Kurzkommentar:Da hat es wohl mit „CityTrees“ in Remscheid noch keine Eile. Zumal auch unklar ist, ob überhaupt das Verhältnis von Kosten und Nutzen stimmen würde. Aber vielleicht hat die CDU ja schon einige Sponsoren aus der heimischen Wirtschaft in der Hinterhand. Auf dem Friedrich-Ebert-Platz könne sie sich „City-Trees“ gut vorstellen, sage in der vorigen Woche Rosemarie Stippekohl (CDU)  in der Sitzung der Bezirksvertretung Alt-Remscheid.


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