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Channel: Waterbölles - Kommunalpolitik
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Unabhängige Medien leider nicht jedermanns Sache

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Ansgar Lange, Geschäftsführer der CDU-Fraktion im Rat der Stadt Remscheid, hat sich auf Facebook Gedanken gemacht über die Pressearbeit der Parteien. Zitat: „Ich kann die Aufregung darüber, dass Parteien verstärkt auf Social Media setzen und dabei angeblich die klassischen Medien umgehen, nicht verstehen. Früher waren Politik und Medien aufeinander angewiesen. Inzwischen haben Lokalzeitungen bis hin zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk einen drastischen Bedeutungsverlust erlitten. Zudem berichten Redakteure teilweise sehr selektiv und greifen nur das auf, was ihrer Gesinnung entspricht.“ Als „bestes Beispiel“ dafür nennt Lange die Grünen. Die seien nach der Europawahl „selbst in den kleinsten ‚Käseblättern‘ hofiert und bejubelt“ worden. Dagegen würden Pressemitteilungen anderer Parteien, die gerade mal vermeintlich nicht so angesagt sind, ignoriert. „Man könnte von einem Lückenjournalismus oder selektiven Journalismus sprechen“, so Lange. Wer könne es da den Parteien verdenken, „dass sie ihre Wähler, Mitglieder und die Bürger auch auf anderen Wegen informieren möchten?“ Der Vorteil dieser Art von Öffentlichkeitsarbeit: Kein Redakteur kürzt den Text, fragt nach oder kommentiert gar.

„Newsroom-Pläne der Landesregierung bedrohen die Pressefreiheit“, überschrieb der der Deutsche Journalisten-Verband (DJV), Landesverband Rheinland-Pfalz, in Juni eine Pressemitteilung zur Absichtserklärung der Landesregierung von Rheinland-Pfalz, aus der eigenen Pressestelle einen Newsroom zu entwickeln. Es sei nicht Aufgabe einer Regierung, Informationen zu bündeln, zu vernetzen und zu analysieren, sondern das seien originäre Aufgaben der Journalistinnen und Journalisten und somit der freien, unabhängigen Medien, so der DJV damals. Stimmt. Die Politik sollte sich darauf beschränken, Regeln und Handlungsrahmen für die Kommunikation in den Online-Medien zu schaffen, und nicht den klassischen Medien mit einem kostenfreien Informationsangebot selbst Konkurrenz zu machen. So gerieten diese Medien nur weiter unter wirtschaftlichen Druck, was die Bedingungen für einen Qualitätsjournalismus weiter verschlechtere, stellte der DJV zu Recht fest.

Zurück zu Remscheid und dem Facebook-Kommentar von Ansgar Lange. Fakt ist: Die CDU Remscheid hat den v on Lange beklagten „Lückenjournalismus“ selbst befördert. Indem sie vor geraumer Zeit aus Ärger über einige kritische Kommentare den Waterbölles aus ihrem Presseverteiler strich – statt sich mit den Kommentaren (gerne kritisch) auseinanderzusetzen. Auch Einladungen zu Kreisparteitagen erhält der Waterbölles seitdem nicht mehr. Das könnte eine Art von Öffentlichkeitsarbeit sein, die auch bei der AFD Schule machen könnte: Bedient wird nur, wer alles unkritisch durchwinkt. Unabhängige Medien in einer demokratischen Gesellschaft sind leider nicht  jedermanns Sache.


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