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Kunstschule wieder ohne Fachbereichsleitung

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Im August werden sich Nicole Grüdl-Jakobs (vorm. Hauser-Grüdl), die Leiterin des Kommunalen Bildungszentrums der Stadt Remscheid (Volkshochschule, Stadtbibliothek, Musik- und Kunstschule) und Dorothee Mügge, zum 15. Juni 2015 als neue Fachbereichsleiterin der Kunstschule bestellt, vor dem Arbeitsgericht in Wuppertal wiedersehen. Der 43 Jahre alten Künstlerin, alleinerziehende Mutter eines vier Jahre alten Mädchens, ist gekündigt worden. Zunächst zum 2. Mai fristlos, dann, zehn Tage später, wie in solchen Fällen üblich, auch „hilfsweise fristgerecht“, in diesem Fall zum 30. Juni. Ein Jahr vor dem regulären Auslaufen ihres auf zwei Jahre befristeten Arbeitsvertrages. Was mag da vorgefallen sein?

Die Stadt hüllt sich in Schweigen und verweist auf das „schwebende Verfahren“. Das Verhältnis zwischen Dorothee Mügge und ihren Vorgesetzten scheint aber schon Anfang des Jahres so zerrüttet gewesen zu sein, dass ihr im Februar ein Aufhebungsvertrag angekündigt wurde. Wie passt das zur Sitzung des städtischen Kulturausschusses am 12. April 2016 im Deutschen Röntgen-Museum? Offiziell (und mit verwunderlicher Verspätung) stellte Nicole Grüdl-Jakobs in dieser Sitzung den Kommunalpolitikern die Schleswig-Holsteinerin, die bis zu ihrem Umzug nach Remscheid im Juni 2015 zehn Jahre lang in Hamburg gelebt und gearbeitet hatte, als Leiterin der Kunstschule vor. Nach dieser Sitzung bescheinigte die Bergische Morgenpost Mügge: „Mit wenig Personal viel erreicht“. Die Zahl der Kursteilnehmer in der Kunstschule habe sich von 35 auf fast 60 erhöht. Im Protokoll der Sitzung wird das bestätigt. Zur Person heißt es: „Sie studierte nach der Wende an der Kunsthochschule Halle Kunst und war nachfolgend lange künstlerisch tätig. In St. Gallen unterrichtete sie anschließend an einer Waldorfschule und erkannte ihre Neigung für soziales Engagement und ihr Interesse, im Bildungsbereich tätig zu sein. Daher ist die Fachbereichsleitung der Kunstschule der ideale Beruf für sie. (...) Sie wird ein Konzept erarbeiten, um die langfristige Perspektive für die Kunstschule aufzuzeigen.“ Ein Konzept von jemandem, den man im Kommunalen Bildungszentrum am liebsten loswerden wollte?

Was sich im städtischen Protokoll nicht wiederfindet, ist ihr Vergleich ihrer Arbeit in der Musikschule mit dem vergeblichen Versuch, Wäsche zu waschen. Dabei hatte er weit größeren Unterhaltungswert, erinnerte er doch an Don Quijotes Kampf gegen Windmühlen: Sie habe kein Waschmittel vorgefunden, dann festgestellt, dass die Waschmaschine defekt sei, und schließlich auch gar keinen Wasseranschluss entdeckt, bemerkte Mügge in der Sitzung.

Dass in der Stadtverwaltung Remscheid zunehmend der Mangel verwaltet wird, weil an allen Ecken und Ende gespart werden muss, ist längst kein Geheimnis mehr. Für Dorothee Mügge muss diese Erkenntnis schnell und überraschend gekommen sein. Und sie scheint sich damit nicht abgefunden, sondern auf Abhilfe gedrängt zu haben. Die aber kam nicht. Weil die Vorgesetzten nicht wussten, wie sie sie finanzieren sollten?! Ein Zustand der Ungewissheit, der schon Vorgänger Charles Wesseler häufig zur Verzweiflung gebracht hatte.

Diese Ungewissheit und das Gefühl, die Vorgesetzten seien nicht greifbar, kennen auch Mitarbeiter der VHS, wie der Waterbölles am 1. Juli berichtete (Landes- und Bundesförderung der VHS stark gefährdet). Dort hatte Radka Lemmen, Fachbereichsleiterin für Fremdsprachen, kurzfristig gekündigt, nachdem sie auf ihrer Teilzeitstelle (19,5 Wochenstunden) an Arbeit fast erstickt war. Der Waterbölles kommentierte damals, auch in einer Verwaltung gelinge ein Steuerungsprozess umso besser, je klarer die Vorhaben / Aufgaben und die Nachfragen / Kontrollen seien. Daran scheint es auch im Verhältnis von Dorothee Mügge und ihren Vorgesetzten gefehlt zu haben. Mit dem Ergebnis, dass die Diskussionen – so Mügge denn überhaupt bei ihren Vorgesetzten einen Gesprächstermin bekam – mit der Zeit eskalierten. Von einem unklaren Budget ist die Rede, von ausgebliebenen bzw. an höherer Stelle nicht unterzeichneten Folgeverträgen für freie Dozenten, die daraufhin abgesprungen seien. Von einem vermüllten Heizungsraum der Kunstschule, in dem Salpetersäure und Terpentin lagerten, von seit Jahren nicht mehr gewarteten Feuerlöschern.

Mügges unmittelbarer Gesprächspartner war zunächst Stefan Steinröhder, der Leiter der Musik- und Kunstschule. Dann wurde die Fachbereichsleiterin der Bildungszentrumsleitern Grüdl-Jakobs direkt unterstellt. Zuvor hatte Mügge gegen Steinröhder eine Dienstaufsichtsbeschwerde gestellt (Grund und Ergebnis unbekannt). Befasst damit war auch der Personalrat. Es habe „viele lange Gespräche mit Frau Mügge“ gegeben, verlautete aus dem Rathaus. Konkret wurde keiner der städtischen Mitarbeiter, bei denen der Waterbölles nachfragte. Stets hieß es „schwebendes Verfahren!“ Deutlich wurde jedoch, dass sich da nichts mehr kitten lässt. Mit anderen Worten: Im Prozess vor dem Arbeitsgericht dürfte nicht die Sicherung des Arbeitsplatzes im Vordergrund stehen, sondern die Höhe der Abfindung.

Da könnte es für die Stadt Remscheid womöglich noch teuer werden. Denn Dorothee Mügge hatte nur eine auf zwei Jahre befristete Halbtagsstelle. Konkret: Sie und ihre Tochter mussten im Monat mit 1.140 Euro auskommen. Hat daran in der Verwaltung niemand einen  Gedanken verschwendet, bevor man Dorothee Mügge nach Remscheid holte? „Unverantwortlich!“ sagte dazu am Rande des „STREETS“-Festivals auf dem Honsberg Charles Wesseler. Diese soziale Verantwortung wird sich die Stadt Remscheid im August sicherlich auch in der Verhandlung vor dem Arbeitsgericht vorhalten lassen müssen.

In der Sitzung des Kulturausschusses am 21. Juni hätte Nicole Grüdl-Jakobs die „Personalie“ am liebsten im nichtöffentlichen Teil angesprochen. Doch der Ausschussvorsitzende Karl Heinz Humpert bat sie, auch im öffentlichen etwas dazu zu sagen. Es fiel dementsprechend dürftig aus. Bei den Dozenten habe es „den einen oder anderen Wechsel bei den Dozenten“ gegeben, aber selbstverständlich halte sich die Kunstschule an die Vorgaben der Landesarbeitsgemeinschaft Kulturpädagogische Dienste/Jugendkunstschulen NRW e.V. (LKD), die die Voraussetzung für Zuschüsse sind. „Das haben wir getan und tun es heute noch!“ Wann die „vakante Stelle in der pädagogischen Leitung“ nachbesetzt werde, könne sie „aufgrund des schwebenden Verfahrens“ nicht sagen. Von Seiten der Kommunalpolitiker klang an, der/die Nachfolger/in müsse vor dem Umzug in die ehemalige Städtische Galerie an der Scharffstraße gefunden sein. Denn ob die Kunstschule dort ein Erfolg werde, hänge auch und gerade von ihrer konzeptionellen Ausgestaltung ab. Und die sollte dann schon in den Händen der/des künftig Verantwortlichen liegen.

An einer echten Aufarbeitung der jüngsten Vergangenheit scheint die Politik kein Interesse zu haben


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