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Channel: Waterbölles - Kommunalpolitik
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DOC-Diskussion in der Denkerschmette ohne die "Ampel"

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Jochen SiegfriedDie Frage „Grundsatzentscheidung DOC – Auf welcher Faktengrundlage entscheidet die Politik??“ hatte sich Ex-Oberbürgermeister Reinhard Ulbrich für den gestrigen 111. Remscheider Presseclub in der „Denkershcmette“ vorgenommen. Es erschienen zwölf Bürger, vier Kommunalpolitiker und drei Pressevertreter. Die Kommunalpolitiker waren der CDU-Fraktionsvorsitzende Jochen Siegfried (Foto links), der Fraktionsvorsitzende der W.i.R., Wieland Gühne, sowie die Fraktionsgeschäftsführer von W.i.R. und Linken, Roland Kirchner und Axel Behrendt. Vertreter von SPD, FDP und Grünen, die im Rat eine „Ampel“-Koalition bilden und sich gerne selbst als Gestaltungsmehrheit bezeichnen, glänzten durch Abwesenheit. Trotz oder gerade wegen dieses aktuellen Themas? Gastgeber Ulbrich machte jedenfalls aus seiner Enttäuschung keinen Hehl.

Im Rat der Stadt, der heute um 16.15 Uhr im Rathaus zusammenkommt, sollen mit dem Beschluss über den Kaufvertrag die „entscheidenden Weichen für ein DOC in Lennep gestellt werden“, so Jochen Siegfried gestern. Seine Fraktion sieht sich durch insgesamt zehn Verwaltungsvorlagen zu dem Projekt „ausreichend informiert“. Er habe „ein gutes Gefühl, das Richtige für die Stadt zu tun“, wenn er dem Kaufvertrag zustimme. „Damit fällt der Startschuss für eine Zukunft, die Lennep positiv verändern wird!“

Axel Behrend.Axel Behrend besetzte die Gegenposition: „Ich werde wegen vieler noch offener Fragen dagegen stimmen.“ Er zitierte den SPD-Fraktionsvorsitzenden, der einmal im Rat gesagt hatte, er werde „keinen Vertrag mehr unterschreiben, den ich nicht verstanden habe“. Behrend: „Und genau das will Meinecke jetzt wieder machen!“ Kein Verständnis hatte der Fraktionsgeschäftsführer der Linken dafür, dass die Gestaltungsmehrheit eine zweite Bürgerbefragung zum DOC (die erste betraf den Standort Blume) abgelehnt habe („Keine Traute!“). Ein klares Bürgervotum zu Lennep gebe es somit nicht.

Wieland Gühne

Er gehöre zu den Befürwortern des Projektes, betonte Wieland Gühne (Foto links). Er werde aber erst dafür stimmen, wenn alle noch offenen Fragen beantwortet seien. Bis heute seien leider nicht alle Konsequenzen für Lennep erkennbar. In diesem Zusammenhang nannte er auch das Verkehrsgutachten. Es wäre besser gewesen, dieses Gutachten abzuwarten, darüber mit den Bürgern zu reden und dann erst den Kaufvertrag auf die Tagesordnung des Rates zu setzen. Jetzt werde darüber unter unnötigem Zeitdruck beschlossen. Gühne: „Das Wertgutachten lag schon Ende September vor. Also hätte die Oberbürgermeisterin doch die Eckpunkte des Kaufvertrages frühzeitig mit den Fraktionen abstimmen können. Tat sie aber nicht! Der Vertragsentwurf wurde uns zwei Wochen vor der Sitzung vorgelegt!“ Dazu Jochen Siegfried: „Die Abläufe des Verfahrens hätte ich mir anders vorstellen können, auch die ‚Mitnahme‘ der Bevölkerung!“ Aber die von Gühne und Behrend angesprochenen offenen Fragen ließen sich auch noch im Laufe des Bebauungsplanverfahrens beantworten. Das hatte in der Sondersitzung der Bezirksvertretung Lennep auch Stadtplanerin Sigrid Burkhart betont.

Einig waren sich die vier Kommunalpolitiker gestern mit Klaus Kreutzer, Vorsitzender des Lenneper Verkehrs- und Fördervereins, in der Kritik an der Informationspolitik der Verwaltung. Im nichtöffentlichen Teil der Ratssitzung werde dem Rat heute die Beauftragung eines externen Moderators „für eine hohe vierstellige Summe“ vorgeschlagen, wusste Gühne zu berichten. Ob die Bevölkerung denn wenigstens erfahren könne, mit welchen Aufgaben man den Mann betrauen wolle? Wieland Gühne: „Genau das werden wir beantragen!“ – Aber damit wohl nicht durchkommen, ergänzte er.

Dass McArthurGlen nicht der Investor, sondern lediglich der Betreiber des neuen DOC – Investitionssumme 120 Millionen Euro – sein werde und dafür in Luxemburg eigens eine Tochterfirma mit einem Stammkapital von 12.500 Euro gegründet habe, machte Axel Behrend stutzig. Das bedeute doch, dass das Gelände des Stadions, des Schützen- und Jahnplatzes künftig Hedgefonds und / oder Bankenkonsortien gehören werde. Jochen Siegfried sah darin allerdings kein Problem: „Ich kenne keinen Unternehmer, der eine so hohe Summe aus der eigenen Kasse nimmt!“ Klaus Kreutzers Bedenken waren ebenfalls andere: „Die Gewerbesteuer fließt nicht in die Remscheider Stadtkasse, sondern wird an den Hauptsitzen der Unternehmen gezahlt, die beim DOC mitmachen!“ Und: „Ich wünsche mir keinen eingemauerten Gewerbehof, der um 22 Uhr die Schotten dicht macht!“


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